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Einige Beiträge zu Meerwasseraquarien
Einrichtung eines Meerwasseraquariums
Gastbeitrag
Autor: Axel Böhmert
Vor dem Einstieg in die Meerwasseraquaristik sollte sich jeder
Interessent bewusst machen, dass ohne die Beachtung einiger wichtiger
Voraussetzungen sein neues Hobby nicht zum gewünschten Erfolg
führen wird. Dies hat nicht nur ärgerliche finanzielle
Verluste zur Folge, sondern ist auch nicht vereinbar mit einer
verantwortungsvollen Pflege oft seltener Fische und niederer Tiere. Auf
"technische Daten" möchten wir im folgenden nicht näher
eingehen, lesen Sie hierzu bitte unsere "Checkliste für die
Meerwasseraquaristik".
Im folgenden möchten wir kurz die wichtigsten Informationen zum Betrieb eines Meerwasseraquariums aufführen:
1. Aquarium
Vollglas, keine Metall- oder Aluminiumrahmen, da dies zur Lösung
metallischer Verbindungen führt. Größe möglichst
über 200 l.
2. Ausgangswasser
Von entscheidender Bedeutung ist das Ausgangswasser. Die häufig
zitierte "Einlaufphase" ist hiervon und von der verwendeten
Salzmischung abhängig (niemand würde beim Einsatz von echtem
Meerwasser eine Einlaufphase erwarten). Optimal ist Osmosewasser,
welches u.U. noch über einen speziellen Mischbettfilter geleitet
wird (Leitwert dann unter 1 Mikrosiemens). Die für Schmieralgen
verantwortlichen Stoffe können so eliminiert werden, man spart
viele Wochen oder Monate Einlaufzeit (das muss natürlich nicht
heißen, das gutes Leitungswasser nicht verwendet werden
könnte!) Vorsicht bei Quellwasser! Unter Druck stehende
Quellwässer können bis 2.000 mg/l Si (Kieselsäure /
Silikat) aufweisen. Silikat sollte jedoch im Meerwasserbecken nicht
messbar sein. Wichtig ist diese Regel auch beim Ersatz von verdunstetem
Wasser oder Teilwasserwechsel. Oft wird wegen Schmieralgen ein
Wasserwechsel durchgeführt, was wegen der neu eingebrachten
Kieselsäure das Wachstum nur anheizt. Es empfiehlt sich also, in
allen Fällen einen Silikattest mit dem vorgesehenen Ausgangswasser
durchzuführen, um zu sehen, mit welchem technischen Aufwand der
Wasseraufbereitung gerechnet werden muss. Für die Messeung des
Salzgehaltes sollte unbedingt ein Präzisionsdichtemesser verwandt
werden (der Korallin Dichtemesser hat z.B. eine Genauigkeit von 0,0005
g/m3!) Bitte erfragen Sie vor Kauf grundsätzlich die Genauigkeit
des angebotenen Produktes!
3. Dekoration
Ausschließlich Kalktuff bzw. Meeresgestein und Korallensand
verwenden. Nur hier ist sichergestellt, dass kein Silikat oder
metallische Stoffe gelöst werden. Beim Einsatz eines solchen (ja
vielleicht billigeren Gesteins) kann es z.B. durch permanente
Silikatlösung zu unerklärlichem Schmieralgenwuchs kommen.
Eine Verwendung von frisch importierten lebenden Steinen in der
Einrichtungsphase ist kritisch, da die durch Absterben einiger
Organismen auf dem Transport entstehenden Stoffe noch nicht in
ausreichender Menge abgebaut (nitrifiziert) werden können, es kann
zu Ammoniak oder Nitritvergiftungen kommen (nur ratsam, wer den
Hafenduft von Marseille liebt...). Wenn also lebende Steine, dann nur
vorgehälterte verwenden. Hier noch zum Thema lebende Steine: ein
lebender Stein zeichnet sich durch dementsprechenden Bewuchs mit
Schwämmen, anderen kleinen niederen Tieren und Algen etc. aus. Ein
kahler Stein im Wasser liegend ist ein nasser Stein....
4. Filtertechnik
Die Erfahrung zeigt, dass bei normal besetztem Meerwasserbecken auf
eine zusätzliche biologische Filterung verzichtet werden kann (im
Gegensatz zu Händler/Großhändlerbecken, welche ohne
größere Mengen Dekorationsmaterial auskommen müssen).
Im Gegenteil, viele vermeintlichen "Biofilter" erweisen sich als
regelrechte Reduktionsbomben. Als Siedlungssubstrat ist das im Becken
eingebrachte Dekorationsmaterial / lebende Steine völlig
ausreichend. Eine Bakterie kann beim besten Willen den Stein im Becken
oder im Filterkasten nicht unterscheiden. Die Menge des benötigten
Siedlungssubstrates wird aber fast immer völlig
überschätzt. Ein getrenntes Becken z.B. im Unterschrank ist
aber für die Unterbringung technischer Geräte wie Heizung,
Kalkreaktoren, Abschäumer, Kohlepatrone etc. sinnvoll. In
Konkurrenz zu den abbauenden Bakterien (die am Ende ihrer Kette im
aeroben Falle (unter Vorhandensein von Sauerstoff) Nitrat produzieren)
steht der Abschäumer. Dies ist kein Gerät, was man nur im
Seewasser braucht, sondern was aufgrund der höheren Salzdichte und
den daraus resultierenden wesentlich kleineren Luftbläschen nur im
Salzwasser funktioniert. Dies ermöglicht, Schadstoffe vor dem
biologischen Abbau aus dem Kreislauf zu entziehen. Wählt man ihn
zu klein, wird zu viel dem bakteriellen Abbau überlassen,
Schadstoffe als Endprodukt der biolog. Abbauphase reichern sich im
Wasser an. Es empfiehlt sich, bei diesem Punkt nicht zu sparen, da eine
spätere Neuanschaffung dann in Summe wesentlich teurer kommt (ohne
Berücksichtigung, dass das Becken in den "Keller gefahren wurde").
Der Pfleger muss sich auch im klaren sein, dass die Biologie keine
"optischen" Kompromisse duldet. Wer bei größeren Anlagen mit
entsprechendem Fischbesatz im Wohnzimmer partout nur einen kleinen
"unsichtbaren" Abschäumer einsetzt, muss mit den Folgen leben,
wenn entsprechender Schadstoffanfall vorliegt.
Wichtig ist darüber hinaus eine gute mechanische Filterung, um
Detritus (Bodenschlamm) gar nicht erst entstehen zu lassen (lesen Sie
hierzu auch den Gastartikel "Schmieralgen" von Herrn Kastl). Dieser hat
reduzierende Eigenschaften (Redoxpotential sinkt), was widerum das
Wachstum unschöner Algenarten fördert, aufgrund ihrer
Wuchsdominanz verdrängen diese Schmieralgen dann höhere Algen
(auch symbiotische Algen!).
5) Beleuchtung
Obwohl je nach Besatz auch Becken mit Neonröhren zur Zufriedenheit
betrieben werden können (man muss sich nur im Klaren sein, dass
man sich lichtbiologisch in vielen Metern Tiefe befindet), hat sich
eine Beleuchtung mit HQI - Lampen insbesondere bei Niedere Tiere Becken
mit Symbiosealgen durchgesetzt (die Tiere werden ja direkt dem Meer
entnommen, das findet in der Regel aber nicht in großer Tiefe
statt). Interessant sind Brenner zwischen 10.000 und 20.000 Kelvin
(bitte lesen Sie die Ausführungen bei unseren
Beleuchtungssystemen), da diese am besten das Lichtspektrum unter
Wasser widerspiegeln. Im Meer herrscht nach 2 - 3 m Tiefe kein
Tageslichtspektrum mehr, blau dominiert, rot ist völlig
ausgefiltert.
6) Besatz
Ein hoher Besatz mit niederen Tieren, welche in den meisten Fällen
aufgrund ihrer symbiotischen Algen wenig zusätzliche Nahrung
benötigen, ist unbedenklich (mit KORALLIN LIFE läßt
sich diese Nahrungsdifferenz praktisch ohne Beckenbelastung auf
Amninosäurenbasis problemlos zuführen). Viele Fische (z.B.
Doktorfische) müssen fast nicht zusätzlich gefüttert
werden, andere Arten (z.B. Anthias) mehrfach täglich. Eine
Überbesetzung lässt sich bei guter Abschäumung an
dennoch steigenden Schadstoffwerten wie Phosphat / Nitrat feststellen.
Bei Beachtung vorgenannter Punkte steht einer erfolgreichen
Inbetriebnahme eigentlich nichts mehr im Wege. Wir möchten Sie
aber im Sinne eines aktiven Umweltschutzes bitten, zu bedenken, dass
Sie für die erworbenen Pfleglinge eine gewisse Verantwortung
übernehmen, der Sie gerecht werden sollten. Geduld kann man nicht
kaufen, sei aber insbesondere dem Seewasseraquarianer ans Herz gelegt.
Eine medikamentöse Behandlung in einem Seewasseraquarium mit
niederen Tieren sollte nach unserer Erfahrung nicht durchgeführt
werden. In den meisten Fällen kann ein kranker Fisch mit dem
verwendeten Präparat doch nicht mehr gerettet werden, viele
andere, vor allem Mikroorganismen, müssen mit ihm dann aber den
letzten Weg antreten. Häufig wird ein derart behandeltes Becken
nicht mehr "flott", trotz Unbedenklichkeitserklärungen vieler
Hersteller.
Schwieriger wird die Pflege erst mit zunehmendem Alter des Systems
(praktisch wie beim Menschen auch <bg>). Die dann auftretenden
Probleme wie Kalk- oder Spurenelementmangel und deren Lösung haben
wir ausführlich in den übrigen Seiten für Sie behandelt.
Bei Problemen wenden Sie sich bitte an Ihren spezialisierten
Fachhändler oder klicken einfach bei "Go KORALLIN", wir helfen
gerne, sofern es in unserer Macht steht. Es ist besser, eine Frage zu
früh zu stellen und ein Problem erst gar nicht entstehen zu
lassen, als später mit den Auswirkungen kämpfen zu
müssen. Wie heißt es doch auf Anton Gabriels netten Seiten
(http://www.anton-gabriel.at) so schön:
"Die von unserem Geld leben!" Doch wie in allem in der Welt sollen wir
von Ihrem Geld leben können, wenn Ihnen Ihr Hobby keine Freude
mehr bereitet?
In diesem Sinne: Ihr KORALLIN Team!
Mit freundlicher
Zustimmung der Firma:
KORALLIN
Amphiprion Aquaristik Vertriebs GmbH
74906 Bad Rappenau Steinweg 1
Telefon
07266-2724 Fax 07266-3103
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