Wenn wir hier von Düngern für Wasserpflanzen im Aquarium reden, so sind "durchschnittliche" Aquarien gemeint; d.h. Aquarien mit Pflanzen und mäßigem Fischbesatz, keine Pflanzen mit Extremstanforderungen, periodischer Wasserwechsel und funktionierender Filter sowie als Dünger sind Flüssigdünger gemeint. Bei Nur-Pflanzenbecken muß mehr gedüngt werden, bei vielen Fischen muß mehr Wasser gewechselt und weniger gedüngt werden.
Alle Grundnährstoffe der Pflanzen, soweit sie im Aquarium verbraucht
werden und nicht durch Fütterung bzw. Ausscheidung der Fische oder auch
durch die Filtertechnik bzw. Wasserwechsel sowieso geliefert werden, sollten
die Düger anbieten.
Nicht mehr eingegangen wird hier auf Stoffe, die nur im Mykrogrammbereich
erforderlich sind und somit bei der Dosierung schon erhebliche Probleme
verursachen würden - außerdem nehme ich einmal an, daß derart
geringe Mengen im Zuge des Wasserwechsels bzw der Fütterung etc. in
gewissem Maß ins Wasser eingebracht werden.
In der Folge beschäftigen wir uns daher weiter mit: Stickstoff, Kalium, Phosphor, Schwefel, Calcium, Magnesium, Eisen und Mangan.
Auch dieses Schlagwort bereitet meist Kopfzerbrechen, da der Aquarianer
meist nur allgemeine Floskeln darüber erfahren kann.
Chelatoren sind also Mittel, die mit andere Stoffen (hier
Düngerinhaltsstoffe) derartige Verbindungen eingehen, daß der
Düngerinhaltsstoff - wenn er sonst im Wasser gar nicht löslich
wäre, jetzt doch gelöst werden kann - und Dünger müssen
im Wasser aufgelöst werden könne (Schlagwort: in Ionenform vorliegen),
da die Aufnahme durch die Pflanzen nie in Partikelform sondern eben
ausschließlich in wassergelöster Form erfolgt. Unabhängig
davon können Pflanzen z.B.: auch im Bodengrund ungelöste Stoffe
durch komplizierte Mechanismen auch auflösen und so doch verwertbar
machen.
In der Natur gibt es viele Chelatoren, die Nährstoffe den Pflanzen
in geeigneter Weise zur Verfügung stellen (z.B.: diese "Huminsäuren"
- unter denen sich kein Mensch was vorstellen kann ...). Im Aquarium gibt
es deren Wenige, auch deswegen da wir hier, bedingt durch den Überbesatz
an Fischen, immer wieder versuchen, durch technische Hilfsmittel (Wasserwechsel
und Filterung etc.) geeignetere Lebens- und Wasserverhältnisse anzustreben
und dabei zuweilen kräftig die Wasserinhaltsstoffe und Chelatoren
durcheinanderbringen. Außerdem werden sehr oft aus praktischen
Gründen die Wasserverhältnisse der Natur im Aquarium an die
Wasserverhältnisse aus der Wasserleitung angepaßt.
Da natürliche Chelatoren im Aquarium meist Mangelware sind, werden also
künstliche verwendet wie z.B.: Zitronensäure und EDTA
(Ethylendiamintetraacetatdinatriumsalz - mit dem "Vokabel" kann man mächtig
angeben, wenn man es auswendig kann <gg>). Zitronensäure ist
allerdings im Aquarium relativ kurzlebig, weil sie durch Bakterien bald zerlegt
wird.
Normalerweise sind praktisch in jedem Aquariumwasser (aus der
Wasserleitung) enthalten: Schwefel (als Sulfat), Calcium (als Carbonat oder
eher als Bicarbonat oder auch als Sulfat) und Magnesium in verschiedenen
Verbindungen. Diese Stoffe bilden miteinender einen guten Teil der sogenannten
Wasserhärte, die man ja recht leicht messen kann.
Kann man die einzelnen Stoffe im Detail messen (es kommt in absehbarer Zeit
auch die Meßmöglichkeit von Calcium und Magnesium hier in den
Seiten), so geht man sicher und fügt den fehlenden Bestandteil zu. Ist
man sich nicht so sicher, ob alle diese Stoffe im Wasser auch vorhanden sind,
so kann man auch bei der Befüllung des Aquariums mit Wasser
sicherheitshalber eine Zugabe durchführen:
Dazu nimmt man pro hundert Liter einen Eimer (etwa 10 Liter)
Aquariumwasser und gibt dazu: 2 bis 4 Gramm (ein kleiner Teelöffel)
Calciumsulfat (ganz normaler Gips ohne Zusatzstoffe) und rührt lange
um - ein Großteil des Gips löst sich im Wasser, der Rest setzt
sich am Boden des Eimers ab. Dann kommen noch dazu etwa 1 bis 2 Gramm (ein
halber kleiner Teelöffel) Magnesiumsulfat - das löst sich rasch
im Wasser auf. Wenn sich das Wasser im Kübel geklärt hat, kommt
es vorsichtig ins Aquarium (Bodensatz vom Gips nicht hineinschütten).
Somit hat man auf jeden Fall genug Calcium, Schwefel (Sulfat) und Magnesium
im Wasser. Man kontrolliert sicherheitshalber noch die Härte (die vorher
angeführte Mischerei erhöht die Härte etwas). - Wohlgemerkt:
die Zugabe erfolgt in Leitungswasser oder bereits in Aquariumwasser, nicht
in enthärtetem Wasser ! Gips bekommt man im Baumarkt etc. Magnesiumsulfat
in der Drogerie - alles spottbillig.
Und wenn man Sorge hat, daß man das sogenannte "Ionenverhältnis"
durcheinanderbringt (das ist das Verhältnis der gelösten
Wasserinhaltsstoffe zueinender) - so ist die Sorge unbegründet, praktisch
alle Fische und Pflanzen können in einem weiten Spektrum an
Wasserinhaltsstoffzusammensetzung (bis oft Unterschiede von hunderten Prozent)
gepflegt werden.
Da kommen jetzt einige Besonderheiten zum Tragen, die die Technik der Düngung und die Auswahl der Düngestoffe betrifft.
Nehmen wir einmal Kalium: ist im Leitungswasser oft kaum enthalten, kann man also düngen - allerdings nur bei Neubefüllung oder im Anteil des zu wechselnden Wassers, weil durch Fütterung und Abfallprodukte im Wasser dann genug Kalium entsteht.
Dann Phosphor: ist als Phosphat in geringen Mengen für Pflanzen erforderlich, im Leitungswasser meist nicht vorhanden. Theoretisch könnte man also düngen wie vorher bei Kalium - aber die Zugabe von Phosphat (z.B.: Natriumphosphat) führt zur sofortigen Ausfällung des Phosphates mit z.B.: Eisen und Magnesium und ist nicht mehr verfügbar. Andererseits wird ausreichend Phosphat (oft auch zu viel) recht bald nach Fütterung und Einbringung von Fischen gebildet, sodaß man auf Düngung verzichten kann.
Stickstoff: ist im frischgefüllten Becken praktisch
überhaupt keiner vorhanden, entsteht erst als Umbauprodukt aus
Eiweißstoffen (Futter etc.) durch Bakterientätigkeit. In Frage
kommen Ammonium oder Nitrat; wobei Ammonium den weitaus besseren
Planzendünger darstellt - im Aquarium meist sehr rasch über Nitrit
zu Nitrat umgebaut wird. Der rasche Umbau wäre beim Ammonium zwar nicht
notwendig, im Sinne des raschen Umbaus von anderen sogar giftigen
Zwischenprodukten zu Ungiftigen ist es aber im Interesse des Gesamtsystems
Auarium. Hier kann ich nur nochmal auf die erforderliche gute
Sauerstoffversorgung für eine reibungslose Entgiftung im Aquarium
hinweisen.
Nitrat wird daher durch Wasserwechsel reduziert, Ammonium durch Fütterung
und ev. auch durch Düngung zugeführt. - insbesondere bei der
Erstbefüllung. Manche Wasserpflanzen vertragen keine höheren
Nitratwerte.
Eisen: ist was ganz Besonderes, da es in verschiedensten Formen mit unterschiedlichsten Eigenschaften vorliegen kann. Es gibt das sogenannte 2-wertige Eisen (FeII) und das dreiwertige Eisen (FeIII) - nicht zu verwechseln mit Eisenoxyd (Rost). Pflanzen verwerten direkt 2-wertiges Eisen, können aber (mit etwas mehr Aufwand) auch 3-wertiges Eisen umwandeln und als Nährstoff aufnehmen.
Eisen
ist im Wasser nur unter ganz speziellen Bedingungen lösbar, z.B.: löst
sich umsomehr Eisen, je geringer der pH-Wert ist. Es löst sich auch
etwas Eisen, wenn das Redoxpotential sehr tief liegt usw.
Umgekehrt fällt Eisen unlösich aus, bei höherem pH-Wert und
Redoxwert und bei Anwesenheit von z.B.: Phosphat. Die oft im Filter angesammelten
Eisenmengen sind zum Großteil diese im Wasser ausgefällten und
vom Filter angesaugten unlöslichen Eisenverbindungen.
Bei normalen Verhältnissen im Aquarium fällt Eisen immer
aus, da alleine der pH-Wert von etwa 2,5 zur Lösung von Fe erforderlich
wäre und andererseits nie Sauerstoffwerte unter 1 Milligramm pro Liter
vorkommen (ab diesem Wert abwärts wäre Eisen wieder als 2-Wertig
verfügbar).
Vom Sauerstoffgehalt ist die Wertigkeit von Eisen an sich daher nicht direkt
betroffen (ein Buchautor schreibt irrtümlich, daß abhängig
vom höheren Sauerstoffgehalt das Eisen von der 2-wertigen in die 3-wertige
Form - im Aquarium - oxidiert werden soll, nur trifft das im Aquarium
ja nie und nimmer zu, dazu müßte man alle Fische bei Sauerstoffgehalt
bis 1 Milligramm pro Liter ersticken lassen!), - es hat also keinerlei Sinn,
deswegen zu versuchen den Sauerstoffgehalt im Aquarium zu reduzieren, die
Gefahren sind weitaus größer als jeder damit erreichbare Nutzen.
Auch in der Natur ist der Eisengehalt im Wasser nicht direkt mit dem
Sauerstoffgehalt verknüpfbar, der vorher angeführte Buchautor hat
Messungen angegeben (und widerspricht dadurch seinen eigenen
Theorien):
Von 14 Messungen in der Natur ergaben bei Sauerstoffgehalt kleiner
als 4 Milligramm pro Liter einen durchschnittlichen Eisengehalt von 0,14
Milligramm pro Liter (4 Messungen) - bei einem Sauerstoffgehalt von 4 oder
mehr Milligramm pro Liter ergab einen durchschnittlichen Eisengehalt von
0,2 Milligramm pro Liter (10 Messungen) wobei 70 Prozent dieser Gewässer
mit 4 oder mehr mg/l Sauerstoff 0,1 mg/Liter Eisen oder mehr hatten (0,1
mg/l soll Mindestmaß an Eisen für sehr guten Pflanzenwuchs sein.
Man sieht also aus diesen Messungen aus der Natur: der Sauerstoffgehalt ist
relativ hoch und gleichzeitig Eisen genug vorhanden.
Also: auf keinen Fall den Sauerstoffgehalt hinunterdrücken versuchen
- bringt nur Nachteile !
Die Düngung mit Eisen ist ein besonderes Problem, zu Beginn
im Wasser praktisch nicht vorhanden, bedarf es - wenn vorhanden oder
gedüngt - zur Erhaltung der Löslichkeit im Wasser - um den Pflanzen
gelöst überhaupt verfügbar zu sein - eben solche Chelatoren
(wie oben beschrieben). Die Bindung der Chelatoren zu zweiwertigem Eisen
ist äußerst gering im Vergleich zur Bindung des 3-wertigen Eisens.
Es reichen schon recht geringe Mengen von 3-wertigem Eisen oder anderer Stoffe
aus, das 2-wertige aus dieser Bindung zu verdrängen und so fällt
das 2-wertige Eisen oft sofort im Aquarium aus und bildet dann bei vielen
Pflanzendüngern diese typische schwer entfernbare "Kahmhaut" an der
Wassseroberfläche.
Praktisch alles gelöste Eisenverbindet sich sehr leicht mit Phosphaten
und auch mit Karbonaten und anderen spurenhaft vertretenen Stoffen, sodaß
ein Übermaß an Düngung in keiner Weise den Pflanzen zugute
kommt sondern im Gegenteil den Eisengehalt und andere spurenhaft vertretenen
Stoffe durch Aufällung reduziert. Also einfach viel Dünger für
viel Pflanzenwachstum ist garantiert eine Sackgasse.
Die Pflanzen kommen oft mit erstaunlich wenig Dünger aus; mein Rat ist eher nicht immer nur periodisch düngen (da eher nur ganz wenig) sondern nach Bedarf der Pflanzen, wenn diese es anzeigen (langsamerer Wuchs etc.).
Es sei noch zu CO2 (Kohelendioxyd) erwähnt: wie an anderer Stelle hier in meinen Seiten angegeben, ist es nicht gleichgültig, ob das CO2 von den Pflanzen aus den Karbonaten herausgebrochen werden muß (weil nicht genug freies, nicht an Karbonate gebundenes CO2 vorhanden ist) oder direkt das freie, ungebundene CO2 verwerten können. Man braucht ja nur ein Becken mit etwa 10 Grad Karbonathärte anschauen, wenn es nicht CO2-gedüngt ist (und somit von den Pflanzen zum guten Teil das CO2 aus den Karbonaten genommen werden muß) und wenn man es CO2-düngt - das Pflanzenwachstum ist viel stärker. Die Pflanzen können beides verwerten, wachsen aber viel besser bei "freiem" CO2.
Dann noch Chlorid: ist im Dünger an sich nicht erforderlich, aus praktischen Gründen (Salzsusammensetzung der Dünger) kommt es in Düngern öfters vor.
Im nächsten Teil geht es dann intensiv an die Praxis der Herstellung verschiedener Dünger und die praktische Düngung im Aquarium.
Der etwas längere Theorieteil ist vielleicht für das Verständnis bei der Düngeranwendung etwas vorteilhaft.