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Dünger für Aquarienpflanzen


Teil 2

Wenn wir hier von Düngern für Wasserpflanzen im Aquarium reden, so sind "durchschnittliche" Aquarien gemeint; d.h. Aquarien mit Pflanzen und mäßigem Fischbesatz, keine Pflanzen mit Extremstanforderungen, periodischer Wasserwechsel und funktionierender Filter sowie als Dünger sind Flüssigdünger gemeint. Bei Nur-Pflanzenbecken muß mehr gedüngt werden, bei vielen Fischen muß mehr Wasser gewechselt und weniger gedüngt werden.

Welche Stoffe sollen denn überhaupt gedüngt werden?

Alle Grundnährstoffe der Pflanzen, soweit sie im Aquarium verbraucht werden und nicht durch Fütterung bzw. Ausscheidung der Fische oder auch durch die Filtertechnik bzw. Wasserwechsel sowieso geliefert werden, sollten die Düger anbieten.
Nicht mehr eingegangen wird hier auf Stoffe, die nur im Mykrogrammbereich erforderlich sind und somit bei der Dosierung schon erhebliche Probleme verursachen würden - außerdem nehme ich einmal an, daß derart geringe Mengen im Zuge des Wasserwechsels bzw der Fütterung etc. in gewissem Maß ins Wasser eingebracht werden.

In der Folge beschäftigen wir uns daher weiter mit: Stickstoff, Kalium, Phosphor, Schwefel, Calcium, Magnesium, Eisen und Mangan.

Chelate ?

Auch dieses Schlagwort bereitet meist Kopfzerbrechen, da der Aquarianer meist nur allgemeine Floskeln darüber erfahren kann.
Chelatoren sind also Mittel, die mit andere Stoffen (hier Düngerinhaltsstoffe) derartige Verbindungen eingehen, daß der Düngerinhaltsstoff - wenn er sonst im Wasser gar nicht löslich wäre, jetzt doch gelöst werden kann - und Dünger müssen im Wasser aufgelöst werden könne (Schlagwort: in Ionenform vorliegen), da die Aufnahme durch die Pflanzen nie in Partikelform sondern eben ausschließlich in wassergelöster Form erfolgt. Unabhängig davon können Pflanzen z.B.: auch im Bodengrund ungelöste Stoffe durch komplizierte Mechanismen auch auflösen und so doch verwertbar machen.

In der Natur gibt es viele Chelatoren, die Nährstoffe den Pflanzen in geeigneter Weise zur Verfügung stellen (z.B.: diese "Huminsäuren" - unter denen sich kein Mensch was vorstellen kann ...). Im Aquarium gibt es deren Wenige, auch deswegen da wir hier, bedingt durch den Überbesatz an Fischen, immer wieder versuchen, durch technische Hilfsmittel (Wasserwechsel und Filterung etc.) geeignetere Lebens- und Wasserverhältnisse anzustreben und dabei zuweilen kräftig die Wasserinhaltsstoffe und Chelatoren durcheinanderbringen. Außerdem werden sehr oft aus praktischen Gründen die Wasserverhältnisse der Natur im Aquarium an die Wasserverhältnisse aus der Wasserleitung angepaßt.
Da natürliche Chelatoren im Aquarium meist Mangelware sind, werden also künstliche verwendet wie z.B.: Zitronensäure und EDTA (Ethylendiamintetraacetatdinatriumsalz - mit dem "Vokabel" kann man mächtig angeben, wenn man es auswendig kann <gg>). Zitronensäure ist allerdings im Aquarium relativ kurzlebig, weil sie durch Bakterien bald zerlegt wird.

Welche Düngerstoffe sind bereits im Aquariumwasser und wie fügt man sie zu, wenn man sich nicht ganz sicher ist ?

Normalerweise sind praktisch in jedem Aquariumwasser (aus der Wasserleitung) enthalten: Schwefel (als Sulfat), Calcium (als Carbonat oder eher als Bicarbonat oder auch als Sulfat) und Magnesium in verschiedenen Verbindungen. Diese Stoffe bilden miteinender einen guten Teil der sogenannten Wasserhärte, die man ja recht leicht messen kann.
Kann man die einzelnen Stoffe im Detail messen (es kommt in absehbarer Zeit auch die Meßmöglichkeit von Calcium und Magnesium hier in den Seiten), so geht man sicher und fügt den fehlenden Bestandteil zu. Ist man sich nicht so sicher, ob alle diese Stoffe im Wasser auch vorhanden sind, so kann man auch bei der Befüllung des Aquariums mit Wasser sicherheitshalber eine Zugabe durchführen:

Dazu nimmt man pro hundert Liter einen Eimer (etwa 10 Liter) Aquariumwasser und gibt dazu: 2 bis 4 Gramm (ein kleiner Teelöffel) Calciumsulfat (ganz normaler Gips ohne Zusatzstoffe) und rührt lange um - ein Großteil des Gips löst sich im Wasser, der Rest setzt sich am Boden des Eimers ab. Dann kommen noch dazu etwa 1 bis 2 Gramm (ein halber kleiner Teelöffel) Magnesiumsulfat - das löst sich rasch im Wasser auf. Wenn sich das Wasser im Kübel geklärt hat, kommt es vorsichtig ins Aquarium (Bodensatz vom Gips nicht hineinschütten). Somit hat man auf jeden Fall genug Calcium, Schwefel (Sulfat) und Magnesium im Wasser. Man kontrolliert sicherheitshalber noch die Härte (die vorher angeführte Mischerei erhöht die Härte etwas). - Wohlgemerkt: die Zugabe erfolgt in Leitungswasser oder bereits in Aquariumwasser, nicht in enthärtetem Wasser ! Gips bekommt man im Baumarkt etc. Magnesiumsulfat in der Drogerie - alles spottbillig.
Und wenn man Sorge hat, daß man das sogenannte "Ionenverhältnis" durcheinanderbringt (das ist das Verhältnis der gelösten Wasserinhaltsstoffe zueinender) - so ist die Sorge unbegründet, praktisch alle Fische und Pflanzen können in einem weiten Spektrum an Wasserinhaltsstoffzusammensetzung (bis oft Unterschiede von hunderten Prozent) gepflegt werden.

Was ist mit den anderen Düngerstoffen ?

Da kommen jetzt einige Besonderheiten zum Tragen, die die Technik der Düngung und die Auswahl der Düngestoffe betrifft.

Nehmen wir einmal Kalium: ist im Leitungswasser oft kaum enthalten, kann man also düngen - allerdings nur bei Neubefüllung oder im Anteil des zu wechselnden Wassers, weil durch Fütterung und Abfallprodukte im Wasser dann genug Kalium entsteht.

Dann Phosphor: ist als Phosphat in geringen Mengen für Pflanzen erforderlich, im Leitungswasser meist nicht vorhanden. Theoretisch könnte man also düngen wie vorher bei Kalium - aber die Zugabe von Phosphat (z.B.: Natriumphosphat) führt zur sofortigen Ausfällung des Phosphates mit z.B.: Eisen und Magnesium und ist nicht mehr verfügbar. Andererseits wird ausreichend Phosphat (oft auch zu viel) recht bald nach Fütterung und Einbringung von Fischen gebildet, sodaß man auf Düngung verzichten kann.

Stickstoff: ist im frischgefüllten Becken praktisch überhaupt keiner vorhanden, entsteht erst als Umbauprodukt aus Eiweißstoffen (Futter etc.) durch Bakterientätigkeit. In Frage kommen Ammonium oder Nitrat; wobei Ammonium den weitaus besseren Planzendünger darstellt - im Aquarium meist sehr rasch über Nitrit zu Nitrat umgebaut wird. Der rasche Umbau wäre beim Ammonium zwar nicht notwendig, im Sinne des raschen Umbaus von anderen sogar giftigen Zwischenprodukten zu Ungiftigen ist es aber im Interesse des Gesamtsystems Auarium. Hier kann ich nur nochmal auf die erforderliche gute Sauerstoffversorgung für eine reibungslose Entgiftung im Aquarium hinweisen.
Nitrat wird daher durch Wasserwechsel reduziert, Ammonium durch Fütterung und ev. auch durch Düngung zugeführt. - insbesondere bei der Erstbefüllung. Manche Wasserpflanzen vertragen keine höheren Nitratwerte.

Eisen: ist was ganz Besonderes, da es in verschiedensten Formen mit unterschiedlichsten Eigenschaften vorliegen kann. Es gibt das sogenannte 2-wertige Eisen (FeII) und das dreiwertige Eisen (FeIII) - nicht zu verwechseln mit Eisenoxyd (Rost). Pflanzen verwerten direkt 2-wertiges Eisen, können aber (mit etwas mehr Aufwand) auch 3-wertiges Eisen umwandeln und als Nährstoff aufnehmen.

NagelEisen ist im Wasser nur unter ganz speziellen Bedingungen lösbar, z.B.: löst sich umsomehr Eisen, je geringer der pH-Wert ist. Es löst sich auch etwas Eisen, wenn das Redoxpotential sehr tief liegt usw.
Umgekehrt fällt Eisen unlösich aus, bei höherem pH-Wert und Redoxwert und bei Anwesenheit von z.B.: Phosphat. Die oft im Filter angesammelten Eisenmengen sind zum Großteil diese im Wasser ausgefällten und vom Filter angesaugten unlöslichen Eisenverbindungen.

Bei normalen Verhältnissen im Aquarium fällt Eisen immer aus, da alleine der pH-Wert von etwa 2,5 zur Lösung von Fe erforderlich wäre und andererseits nie Sauerstoffwerte unter 1 Milligramm pro Liter vorkommen (ab diesem Wert abwärts wäre Eisen wieder als 2-Wertig verfügbar).
Vom Sauerstoffgehalt ist die Wertigkeit von Eisen an sich daher nicht direkt betroffen (ein Buchautor schreibt irrtümlich, daß abhängig vom höheren Sauerstoffgehalt das Eisen von der 2-wertigen in die 3-wertige Form - im Aquarium - oxidiert werden soll, nur trifft das im Aquarium ja nie und nimmer zu, dazu müßte man alle Fische bei Sauerstoffgehalt bis 1 Milligramm pro Liter ersticken lassen!), - es hat also keinerlei Sinn, deswegen zu versuchen den Sauerstoffgehalt im Aquarium zu reduzieren, die Gefahren sind weitaus größer als jeder damit erreichbare Nutzen.
Auch in der Natur ist der Eisengehalt im Wasser nicht direkt mit dem Sauerstoffgehalt verknüpfbar, der vorher angeführte Buchautor hat Messungen angegeben (und widerspricht dadurch seinen eigenen Theorien):

Von 14 Messungen in der Natur ergaben bei Sauerstoffgehalt kleiner als 4 Milligramm pro Liter einen durchschnittlichen Eisengehalt von 0,14 Milligramm pro Liter (4 Messungen) - bei einem Sauerstoffgehalt von 4 oder mehr Milligramm pro Liter ergab einen durchschnittlichen Eisengehalt von 0,2 Milligramm pro Liter (10 Messungen) wobei 70 Prozent dieser Gewässer mit 4 oder mehr mg/l Sauerstoff 0,1 mg/Liter Eisen oder mehr hatten (0,1 mg/l soll Mindestmaß an Eisen für sehr guten Pflanzenwuchs sein. Man sieht also aus diesen Messungen aus der Natur: der Sauerstoffgehalt ist relativ hoch und gleichzeitig Eisen genug vorhanden.
Also: auf keinen Fall den Sauerstoffgehalt hinunterdrücken versuchen - bringt nur Nachteile !

Die Düngung mit Eisen ist ein besonderes Problem, zu Beginn im Wasser praktisch nicht vorhanden, bedarf es - wenn vorhanden oder gedüngt - zur Erhaltung der Löslichkeit im Wasser - um den Pflanzen gelöst überhaupt verfügbar zu sein - eben solche Chelatoren (wie oben beschrieben). Die Bindung der Chelatoren zu zweiwertigem Eisen ist äußerst gering im Vergleich zur Bindung des 3-wertigen Eisens. Es reichen schon recht geringe Mengen von 3-wertigem Eisen oder anderer Stoffe aus, das 2-wertige aus dieser Bindung zu verdrängen und so fällt das 2-wertige Eisen oft sofort im Aquarium aus und bildet dann bei vielen Pflanzendüngern diese typische schwer entfernbare "Kahmhaut" an der Wassseroberfläche.
Praktisch alles gelöste Eisenverbindet sich sehr leicht mit Phosphaten und auch mit Karbonaten und anderen spurenhaft vertretenen Stoffen, sodaß ein Übermaß an Düngung in keiner Weise den Pflanzen zugute kommt sondern im Gegenteil den Eisengehalt und andere spurenhaft vertretenen Stoffe durch Aufällung reduziert. Also einfach viel Dünger für viel Pflanzenwachstum ist garantiert eine Sackgasse.

Die Pflanzen kommen oft mit erstaunlich wenig Dünger aus; mein Rat ist eher nicht immer nur periodisch düngen (da eher nur ganz wenig) sondern nach Bedarf der Pflanzen, wenn diese es anzeigen (langsamerer Wuchs etc.).

Es sei noch zu CO2 (Kohelendioxyd) erwähnt: wie an anderer Stelle hier in meinen Seiten angegeben, ist es nicht gleichgültig, ob das CO2 von den Pflanzen aus den Karbonaten herausgebrochen werden muß (weil nicht genug freies, nicht an Karbonate gebundenes CO2 vorhanden ist) oder direkt das freie, ungebundene CO2 verwerten können. Man braucht ja nur ein Becken mit etwa 10 Grad Karbonathärte anschauen, wenn es nicht CO2-gedüngt ist (und somit von den Pflanzen zum guten Teil das CO2 aus den Karbonaten genommen werden muß) und wenn man es CO2-düngt - das Pflanzenwachstum ist viel stärker. Die Pflanzen können beides verwerten, wachsen aber viel besser bei "freiem" CO2.

Dann noch Chlorid: ist im Dünger an sich nicht erforderlich, aus praktischen Gründen (Salzsusammensetzung der Dünger) kommt es in Düngern öfters vor.

Im nächsten Teil geht es dann intensiv an die Praxis der Herstellung verschiedener Dünger und die praktische Düngung im Aquarium.

Der etwas längere Theorieteil ist vielleicht für das Verständnis bei der Düngeranwendung etwas vorteilhaft.


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