Gastbeitrag von Renate Husmann


 

Informationen für Aquarien-Einsteiger


Freude am Aquarium von Anfang an!

Der folgende Text wurde von Mitgliedern einer Arbeitsgruppe der Aquarienfreunde Weyhe e.V. verfaßt, um ihn an einem Informationsnachmittag an interessierte zu verteilen. Weihnachten steht vor der Tür, und mach einer denkt an ein Aquarium für Kinder als Geschenk, möchte sich selbst ein Geschenk machen oder wundert sich einfach nur, warum es beim ersten Versuch vor einigen Jahren nicht klappte und möchte die verwaiste Glaskiste wiederbeleben. Solchen Interessierten möchten wir erste Anhaltspunkte geben und uns als Kontaktpersonen vorstellen. Aber wir sind nicht allwissend - was im allgemeinen stimmt und unseren Erfahrungen entspricht, kann im Einzelfall schon wieder ganz anders aussehen.

Komentare und Anregungen willkommen!
 
Auswahl des Aquariums
Auswahl der Fische
Pflege
Probleme
Autoren
Literatur


Als engagierte Aquarianer mit viel Freude an unserem schönen Hobby möchten wir Ihnen die Grundkenntnisse weitergeben, die es möglich machen, daß auch Sie Freude an Ihren Fischen haben. Aus der Verantwortung allem Lebendigen gegenüber sind wir bestrebt auch unseren Pfleglingen die Bedingungen zu bieten, die weitestgehend der Natur entsprechen.

 

Auswahl des Aquariums

Für den Einsteiger eignen sich am besten handelsübliche Sets oder gebrauchte Aquarien mit allem Zubehör incl. Abdeckung. Es ist (zumindest am Anfang) nicht sinnvoll, die Ausstattung selbst anzufertigen. Je größer ein Aquarium ist, desto leichter ist es zu pflegen, weil das Ökosystem stabiler ist. Ein 200 l-Becken ist eine gute Einstiegsgröße.

Wählen Sie eine gerade, stabile Unterlage, damit das Becken keinen Spannungen ausgesetzt ist. Legen Sie Styropor oder Teppichboden unter.

Technik

Filter sind notwendig. Es gibt Außenfilter, die seltener gereinigt werden müssen, und direkt im Aquarium montiere Innenfilter, bei denen eine häufigere Reinigung erforderlich ist. Als Filtermaterial eignen sich Schaumstoff, Filterwatte und Keramikmaterialien bzw. eine Kombination.

Für die Haltung von tropischen Fischen muß das Wasser temperiert werden. Dazu sind sog. Stabheizer verbreitet (Ersatzgerät empfohlen). Zusätzlich kann eine Bodenheizung eingebracht werden (für den Einstieg nicht erforderlich).

Die Beleuchtung ist in Standard-Aquarienabdeckungen bereits enthalten. Moderne Leuchstoffröhren für den Aquarienbedarf haben eine Brenndauer von 10 000 h und sollten nach ca. 1 1/2 Jahren bis 2 Jahren erneuert werden, bei schwächeren Röhren könnte ein Wechsel schon nach ca einem 1/2 bis 1 Jahr nötig sein. Über die geeignete Lichtfarbe informiert der Fachhandel.

Zusammen mit einem Aquarium sollte zu Ihrer Sicherheit unbedingt ein FI-Schutzschalter angeschafft werden (in neueren Häusern im Sicherungskasten eingebaut). Einen solchen Schalter gibt es, auch in Verbindung mit einer Steckdosenleiste, in Baumärkten und im Elektrofachhandel.

Zubehör

Zum Putzen der Algen sind die handelsüblichen Algenmagneten ungeeignet, besser sind Filterwatte oder Vileda-Schwämme (für Porzellan und Glas).

Eimer und Schläuche etc. sollten speziell für das Aquarium vorgesehen sein und keinesfalls zum Putzen verwendet werden.

Ein Kescher, eine Mulmabsaugglocke und ein Thermometer zählen zur sinnvollen Grundausstattung dazu.

Zur Steuerung der Beleuchtung (ca. 12 Stunden/Tag) ist eine Zeitschaltuhr sehr praktisch.

Ausströmersteine und Luftpumpen für den täglichen Betrieb gehören in die Mottenkiste der Aquaristik, da sie Pflanzennährstoffe wie u.a. CO² "austreiben" (--> schlechter Pflanzenwuchs) und den PH-Wert stark anheben (--> ungünstig für die meisten Fische). Sauerstoffproduzierende Wasserpflanzen und das leichte Bewegen der Wasseroberfläche durch den Filterauslauf genügen gewöhnlich, um das Aquarium mehr als reichlich mit Sauerstoff zu versorgen!

Einrichtung

Als Bodengrund eignet sich Sand oder Kies, mit der Körnung 1 - 3 mm. Feinster Sand (< 1 mm) verdichtet zu stark und schafft ein ungünstiges Bodenklima für Ihre Pflanzen. Zwischen grobem Kies (5mm und größer) sammelt sich totes Material, dringt in den Bodengrund ein, belastet den Boden und mit zunehmender Dauer auch die Wasserqualität.

Zur Dekoration ist Holz ideal, wenn ein Gesellschaftsbecken geplant ist. Es sieht gut aus und wird von manchen Fischen als Zusatznahrung geschätzt. Moorkienholz oder ähnliches aus dem Zoofachhandel sind zu empfehlen. Manche Sorten müssen vor Gebrauch gewässert werden. Steine für ein Gesellschaftsbecken dürfen die Wasserwerte nicht verändern, Granit etc. sollte bevorzugt werden.

Die ersten Pflanzen unterstützen die Stabilisierung des Ökosystems besonders. Daher sollten sie schnellwachsend sein. Beim Erwerb ist auf die dem Aquarium entsprechende Größe zu achten, außerdem sollten sie für die Wassertemperatur geeignet sein. Pflegehinweise stehen häufig auf mit ins Bund eingebundenen Schildern oder am Verkaufsbecken. Suchen Sie den Platz für die Pflanzen sorgfältig aus und versetzen sie sie vorerst nicht, haben Sie Geduld mit ihnen und wechseln sie sie erst nach einigen Monaten nach und nach aus.


 

Auswahl der Fische

Die Fische müssen sehr sorgfältig ausgewählt werden. Wichtig für die Zusammenstellung sind die Einrichtung des Beckens, die Größe, die Temperaturverhältnisse und Lebensbereiche (Bodenfische, Freiwasserfische, Oberflächenfische). Informieren Sie sich bitte umfassend in der Literatur und bei erfahrenen Aquarianern über die Besonderheiten der Tiere, die Sie halten möchten (insbesondere über die Endgröße!). Nicht jeder Fisch ist für den Einsteiger geeignet. Beschränken Sie sich bitte auf möglichst wenige Arten, drei genügen im Allgemeinen.

In einem für den Einsteiger besonders zu empfehlenden Geschellschaftsbecken leben unterschiedliche friedliche Fische. Es ist mit vielen, unterschiedlichen Pflanzen bewachsen (hier sollten Sie nicht sparen!). Typischerweise wird es von einigen Harnisch- oder Panzerwelse als Bodenfischen, kleinen Buntbarschen und Salmlern bewohnt. Beginnen Sie mit algenfressenden Fischen, dann setzen Sie die kleinsten der geplanten Tiere dazu.

Aquarien mit Barschen aus den Ostafrikanischen Seen sind sehr beliebt. Es leben dann Barsche darin, und es gibt keine oder nur sehr wenige Pflanzen. Wir empfehlen, so ein Becken nur nach ausführlicher Beratung einzurichten, da die Tiere unverträglicher untereinander sind als die meisten anderen Zierfische und das Ökosystem sensibler ist als in einem Gesellschaftsbecken.

Lebendgebärende (z.B. Guppys, Platy, Mollys) gelten seit langem als ideale Einsteigerfische. Das ist aufgrund veränderter Zuchtbedingungen und Wasserqualitäten heute anders.

Kaufen Sie nur gesunde Fische mit intakten Flossen, die Augen sollten nicht trüb und die Bäuche nicht eingefallen sein. Wenn beim Händler in einigen Becken das Wasser grünlich oder bläulich ist, sehen sie vorläufig von Kauf ab. In diesen Becken wird gegen eine Krankheit behandelt.

Einsetzen

Bevor Sie die ersten Fische kaufen, sollte das Becken bereits mindestens eine Woche lang vollständig eingerichtet und bepflanzt sein. Beleuchtung, Heizung und Filter sollten eingeschaltet und vollständig in Betrieb sein. In dieser Zeit spielt sich das Ökosystem ein, das Wasser paßt sich den Erfordernissen der Fische an.

Um das System nicht überzubelasten, beginnen Sie mit einer Fischart und setzen Sie frühestens nach einer Woche die nächste Fischart ein.

Die neuen Fische müssen langsam an Ihr Wasser und die Wassertemperatur gewöhnt werden. Öffnen Sie den Transprortbeutel und lassen Sie Ihn auf dem Aquarienwasser schwimmen oder befestigen Sie ihn mit einer Wäscheklammer am Beckenrand. Nach etwa einer Viertelstunde geben Sie etwas Beckenwasser dazu, kurze Zeit später wieder. Nach ca. einer halben Stunde kippen Sie den Beutel, so daß die Fische ins Becken schwimmen können.


 

Pflege

Reinigung

Verwenden Sie zum Reinigen des Aquariums, der Schläuche und des Filters von innen keinesfalls Pflegemittel! Auch kleinste Spuren davon schädigen Kiemen und Schleimhäute der Fische.

Wenn die Kraft des Filters nach 4-8 Wochen (Außenfilter) bzw. 1-2 Wochen (Innenfilter) sichtbar nachläßt reinigen Sie das Filtermaterial lt. Gebrauchsanweisung.

Einen Teilwasserwechsel sollten sie regelmäßig je nach Fischbesatz alle 1-3 Wochen durchführen. Dazu tauschen Sie 20-30% des Wassers aus.

Düngung

Nach jedem Wasserwechsel können Sie speziellen Aquarienpflanzen-Dünger zusetzen. Im Allgemeinen genügen die Hälfte bis ein Viertel der Herstellerempfehlung. Beginnen Sie mit der Düngung frühestens nach drei Monaten, dann erst ist das Aquarium "eingefahren".

Fütterung

Auch Fische mögen Abwechslung. Kaufen Sie nie mehr Futter auf einmal, als Sie innerhalb von zwei bis drei Monaten verfüttern können (bei geöffneten Futterdosen läßt die Qualität schnell nach), wechseln Sie die Sorten und geben Sie regelmäßig Frostfutter.

Die Futtermenge ist Gefühlssache. Geben Sie einmal täglich nicht mehr, als die Tiere innerhalb von 3-5 Minuten fressen und legen Sie einen "Diättag" wöchentlich ein, am besten am Wasserwechseltag. Geben Sie lieber weniger (!), zu viel Futter verunreinigt und belastet das Wasser. Fische finden auch im Aquarium Futter, sie verhungern nicht, sondern sterben eher an Verfettung der inneren Organe.


 

Probleme

In jeden Aquarium bilden sich nach einiger Zeit Algen. Sie sind z.T. zum Funktionieren des Beckens nötig oder auch Zusatznahrung für einige Fische. Nehmen sie jedoch überhand, liegt wahrscheinlich ein Pflegefehler vor. Bitte setzen Sie keine "chemischen Keulen" dagegen ein (damit lösen Sie das Problem nur kurzfristig), sondern fragen Sie bei erfahrenen Aquarianern um Rat.

Erscheinen Ihre Fische krank oder sterben sie, dann informieren sie sich gründlich über die möglichen Ursachen. Geben Sie keinesfalls wahllos Mittel gegen Krankheiten hinein und verwenden Sie auch vorbeugend keine Medikamente. Oft genug gibt es Situationen, in denen auch das beste Medikament nicht hilft und einfache Pflegenaßnahmen den gewünschten Erfolg bringen!


 

Autoren

Folgende Mitglieder der Aquarienfreunde Weyhe e.V. haben an dieser Information mitgearbeitet:

Klaus-Dieter Sündermann, Detlev Bösche, Petra Wollgast, Corinna Schlemm, Renate Husmann

Wenn Sie fragen oder Probleme haben, dann schicken Sie uns eine eMail: Renate Husmann

Übrigens: Wir treffen uns jeden letzten Dienstag im Monat um 20 Uhr bei Meyer-Lankenau in Weyhe-Leeste und freuen uns über Gäste! Auch Jugendliche sind willkommen - wir haben eine Jugendabteilung, die sich am selben Tag um 19 Uhr ebenfalls bei Meyer-Lankenau trifft.


 

Literatur

Folgende Bücher können wir Ihnen empfehlen. Sie sind problemlos über den Buchhandel oder Ihren Zoohändler zu beziehen und kosten zwischen ca. 15,- DM und 40,- DM.

  • Ulrich Schliewen, Wasserwelt Aquarium, Gräfe und Unzer Verlag, München 1991
  • Dennerle Naturaquaristik, System für ein problemloses Aquarium
  • Hans J. Mayland, Gesunde Fische im Süßwasser-Aquarium, Falken-Verlag Niedernhausen 1989/1991
  • Ines Scheuermann, Aquarium für Süßwasserfische und Pflanzen, Gräfe und Unzer GmbH, München 1993
  • Peter Beck, Aquarium Grundkurs, Frankh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 1998
  • Peter Stadelmann, Das Aquarium, Gräfe und Unzer Verlag, München 1993
  • Yoshino/Kobayashi, Faszination Aquarium, bede-Verlag, Kollnburg 1991
 
 

Montag, 2. November 1998   © Renate Husmann 1997/98