Sauerstoff im Aquariumwasser ist lebenswichtig für die Atmung
der Fische und Pflanzen sowie für den Umbau durch Bakterientätigkeit
und Oxidation, der meist schädlichen Abfallprodukte die durch Futter
und Ausscheidung der Fische entstehen.
Man kann heute auch manchmal lesen, daß zu viel Sauerstoff
schädlich sei, weil wichtige Spurenelemente und Pflanzennährstoffe
zu rasch oxidiert werden und dadurch das Pflanzenwachstum behindert und
Algenbildung gefördert wird. Dies führt zu kuriosen Behauptungen,
daß ein vollkommen veralgtes Aquarium mit 20mg/Liter O2, der Sauerstoff
die Ursache für die Veralgung sei. Wenn man nun weiß, daß
der Sättigungswert von O2 im Wasser (je nach Temperatur) etwa 7-8 mg/Liter
ist, und nur durch starke Assimilation von Pflanzen (Algen) und praktisch
keiner Wasserbewegung (welche den Sauerstoffgehalt auf den Sättigungswert
zurückführen würde) dieser Sättigungswert um bis zum
4-fachen übertroffen werden kann, so ist wohl klar, daß die Algen
die Ursache für den Sauerstoff und nicht umgekehrt der Sauerstoff die
Ursache für die Algen ist!
Diese Angaben sind falsch! Nicht der Sauerstoff alleine sondern die
Oxidierfähigkeit des Wassers, das sog. Redoxpotential oder einfacher
gesagt das Gleichgewicht (Reduktions-Oxidations-Gleichgewicht) ist dafür
zuständig und dieses Gleichgewicht kann man wie hier beschrieben messen.
Diese Messung ist viel Aussagekräftiger als nur die Angabe des
Sauerstoffgehaltes.
Ist das Redoxpotential (Gleichgewicht) im Wasser sehr niedrig, so kann man
O2 hineinblasen was man will, der Sauerstoff wird nicht besonders steigen;
die geringe Oxidierfähigkeit bewirkt die o.a. geringere Oxidation von
vielen Stoffen (und nicht der geringe Sauerstoffgehalt).
Ist das Redoxpotential (Gleichgewicht) im Wasser sehr hoch, so kann man praktisch
fast gar nicht verhindern, daß der Sauerstoff bis an den
Sättigungswert (7-8 mg), schon bei geringster Wasserbewegung, im Wasser
steigt. Die Oxidation erfolgt daher rascher, aber nicht wegen dem hohen
Sauerstoffgehalt, sondern wegen der hohen Oxidierfähigkeit (Gleichgewicht)
des Wassers.
Jeder Filter im Aquarium verbraucht Sauerstoff bei der Bakterientätigkeit
zur Umwandlung von organischen Verunreinigungen in das mineralische Endprodukt
Nitrat. Sehr rasch geht diese Umwandlung in einem sog. Rieselfilter (Funktion
ähnlich einer Kläranlage) vor sich; auch die Oxidation mancher
anderer Stoffe geht hier sehr rasch. Das führte dazu, daß viele
"Spezialisten" und "namhafte Buchautoren" große Vorbehalte gegen effektive
Filter anmelden, weil das (wie o. erwähnt) dem Pflanzenwuchs schaden
soll. Das führt schon fast zu einer Anti-Filter- und
Anti-Sauerstoffhysterie. Das stimmt aber nun einmal, meiner Meinung nach,
nur sehr bedingt !
Der Extremfall für guten Pflanzenwuchs wäre theroretisch,
wenn man den o.a. "Spezialisten " glaubt: Viel CO2 im Wasser, möglichst
keine Wasserbewegung, was dieses CO2 wieder Austreiben würde,
möglichst wenig Sauerstoffgehalt, weil der an schlechtem Pflanzenwuchs
schuld sein soll, möglichst PH-Wert unter 7, um den Ammoniumgehalt zu
bewahren (Pflanzennährsalz), nebenbei wird auch Wert auf ein "gut
gepuffertes" Aquariumwasser mit viel Karbonathärte gelegt ....
....Diese sehr künstliche, und mit der Natur kaum mehr vergleichbare
Situation, läßt sich nur durch gezielte und funktionierende Technik
erreichen: Kaum Wasserbewegung und keine Filterung,
CO2-Düngung, keine Durchlüftung...
Den Pflanzen gefällts und wenn man Glück hat, überleben es
auch die Fische! Die kaum vorhandene Wasserbewegung bewirkt im Zusammenhang
mit dem geringen Redoxpotential tatsächlich geringen Sauerstoffgehalt,
was sehr leich zu Sauerstoffmangel bei den Fischen führen kann (bei
manchen Fischen schon ab Werten unter 4 mg/l). Der durch CO2- Düngung
hohe CO2-Gehalt kann leicht zu einer CO2-Vergiftung bei den Fischen führen
(bei manchen ab 20 mg/Liter). Der durch CO2-Düngung unter 7 gehaltene
PH-Wert, kann durch geringe Störungen ansteigen (ohne CO2-Düngung
liegt der PH-Wert von Wassser mit einigen Karbonathärtegraden bei etwa
8 !) und das Pflanzennährsalz Ammonium wird zum höchst giftigen
Ammoniak mit rascher Vernichtung des gesamten Fischbestandes ! Außerdem
bleiben, bzw. steigen viele gar nicht ungefährliche bis giftige (für
die Fische) Werte, durch mangelnde Oxidation, wie z. B.: Phenole (Zwischenprodukt
der Bakterientätigkeit zum Umbau der organischen Verunreinigungen).
Dieses äußerst schlechte Oxidationsverhalten, das Wasser kann
sogar stark reduzierende Tendenz annehmen, kann sogar dir Reduktion des
"Endproduktes" Nitrat zu Nitrit (sehr giftig) bewirken ! .... Diese
hochtechnische Kunstwelt für gutes Pflanzenwachstum kann bei recht schwer
zu haltenden Pflanzen und genauer Beobachtung aller Wasserwerte eine gewisse
Berechtigung haben, um eben soche Pflanzen zum Gedeihen zu bringen.
Wasserchemisch und für das Wohlbefinden der Fische kann ich diesen Praktiken
nicht recht viel Zuneigung spenden.
* Wenig (bis 1 oder 2 Grad) Karbonathärte und durchaus (je nach Fisch- und Pflanzenart) höhere (6 bis 10 Grad) Sulfathärte bewirkt, daß für die CO2-Düngung ganz geringe Mengen erforderlich sind (mehr als 6 mg pro Liter freies CO2 sind Luxus); außerdem kann beim Ausfall der CO2-Düngung der PH-Wert nicht über 7 ansteigen (keine Gefahr der Ammoniakvergiftung). Das Ammonium wird langsam umgebaut und bleibt den Pflanzen erhalten (weil nämlich hauptsächlich Ammoniak umgebaut werden kann, der bei PH um 7 nur in ganz geringen Mengen vorliegt).
* Gute Filterung und LEICHTE Wasserbewegung bewirken, daß der für Fische und Pflanzen und Bakterien und Oxidierfähigkeit (Beseitigung von giftigen Schadstoffen) erforderliche Sauerstoffgehalt vorhanden bleibt; gleichzeitig sorgt die leichte Wasserbewegung dafür, daß der CO2-Gehalt nicht zu stark ansteigen kann (verhindert CO2-Vergiftung). Ist die Wasserbewgung zu stark (viele der käuflichen Filter fördern Unmengen von Wasser und führen zu rasanten "Wildbacherscheinungen") muß viel mehr CO2-gedüngt werden, um dieselben Werte zu erreichen.
* Die durch höheres Redoxpotential (Gleichgewicht) raschere Oxidation von vielen Stoffen (wichtig, weil auch giftige Stoffe schneller zu ungiftigen oxidiert werden), wird durch periodische Zugabe von Spurenelementen für Pflanzenwuchs ergänzt.
* Periodischer Wasserwechsel mit geeignetem (aufbereitetem) Wasser muß die Anhäufung von mineralischen Endprodukten wie Nitrat, Phophat, Chlorid usw. verhindern und ersetzt in den beengten Verhältnissen des Aquariums den oft wochenlangen Vorgang der Wasservedünnung in der Regenzeit der Tropen.
Würde die Bakterientätigkeit und Oxidation nicht richtig funktionieren,
so würden die Fische praktisch im eigenen Urin und sonstigen faulenden
organischen Stoffen, angereichert mit giftigen Zwischenvebindungen wie Nitrit
und Phenol und Toxin schwimmen (treiben). Alleine dieser Ausblick stellt
die Wichtigkeit eine gut funktionierenden Filters mit genug Sauerstoff voraus.
Das Pflanzenwachstum ist nur bei ganz speziellen Pflanzen ein dominierendes
Problem.
Wichtig für das Funktionieren ist, daß nicht zu viele "Kalkverbraucher" (Schnecken) die Karbonathärte rasch aufbrauchen oder sich durch zu wenig Wasserwechsel auch Säuren ansammeln, die den PH-Wert dann zu tief senken. Auch zu starke CO2-Düngung ist hier schädlich, man braucht nur ganz geringe Mengen. - Also wenige Schnecken, mäßige Durchlüftung, gute Filterung, geringe CO2-Düngung und regelmäßigen Wasserwechsel.