der von mir entwickelte Strontiumtest dürfte weltweil wohl die einzige veröffentlichte Strontiummeßmöglichkeit für Hobbyanwendung sein ... dauert nicht gerade kurz, hat etliche Meßschritte ist aber genau und relativ billig.
Das Bild der Hammerkoralle wurde mir netterweise von
Manuela und Robert aus der Gegend von Kassel übersandt
1.) Allgemeine Grundlagen
Strontium ist im Meerwasser ein Stoff, der u.a für die Bildung von Korallen (Steinkorallen) unbedingt erforderlich ist. Die Unsicherheit in Dosierung von Additiven kann man mit der Messung beseitigen ...
1.1) Allgemeine Überlegungen:
Wasserhärte: 1 Grad deutscher Härte entspricht 10 mg CaO bzw 7,14 mg Ca bzw 7,1 mg MgO bzw. 4,28 mg Mg bzw 18,18 mg SrO bzw. 15,9 mg Sr.
Anteil von Strontium im Härteanteil von Meerwasser: etwa 0,00177 Prozent und ohne Mg noch immer nur 1,07 Prozent -->> direkte Titration mit und ohne Sr zu ungenau/unmöglich.
1.2) EDTA:
1 ml 1/10 n EDTA auf 100 ml sind 5,6 Grad deutscher Härte
10 mg/Liter Strontium entsprechen 0,63 Grad deutscher Härte
2 mg/Liter Strontium entsprechen recht genau 0,125 (1/8) Grad deutscher Härte
30 mg Sr/Liter - 1,88 Grad Härte (für Vergleichslösung interessant)
usw.
2.) Der praktische Teil
2.1) Grundsätzliches
Für Strontium alleine gibt es keine praktikable Meßmethode (für den Hobbychemiker). So kann es an sich nur gemeinsam mit Magnesium und Calzium gemessen werden (dafür gibt es Farbindikatoren. Das Problem dabei ist, es gibt im Meerwasser ein paarhundert Milligramm Calzium, viele hundert Milligramm Magnesium und nur so etwa 8 Milligramm Strontium. Das Meßverfahren zielt daher darauf ab, Calcium und Magnesium so zu separieren bzw. auszufällen, daß für die Messung eben nur mehr Strontium überbleibt.
2.2) Allgemein:
Die Messung erfolgt nun so:
2.3) Die praktische Messung:
Man braucht dazu:
Die einzelnen Reagenzien werden ab jetzt mit SR1 bis SR7 bezeichnet.
Dann braucht man noch destilliertes Wasser.
Außerdem braucht man noch: 1 Meßzylinder (oder ähnliches
schlankes, hohes Gefäß) mit Inhalt mindestens 50 Milliliter zum
Ausfällen des Magnesium mit Natronlauge. 2 kleine Meßbecher (etwa
25 Milliliter) mit Markierung bei 10 Milliliter für die eigentliche
Meßung. Je 1 kleiner Kunststofflöffel für die Dosierung des
Calconindikators und des Natriumbikarbonats. 1 Kunsstoffspritze (Apotheke)
mit 1 Milliliter Inhalt/Markierung für die genaue Einbringung der
Meß-Calziumlösung.
Das Bild ist nur Tarnung ;-) So schwer ist die Messung auch wieder nicht :-)
Zugegeben: einfach ist es nicht - aber genau und wohl die einzige beschriebene Hobbymeßmethode für Strontum weltweit.
3.) Zu den Chemikalien
Natronlauge 40 Prozent: 5 Tropfen auf 10 Milliliter ergeben etwa pH 12,5 - ok für Fällung von Mg.
Calcon: 0,2 Gramm Calcon Indikator (etwa) werden in 20 Gramm Kaliumnitrat vermischt. Es gehen sicher auch andere feinpulverige Salze, die allerdings keinerlei Härtebildner, kein Karbonat, kein Sulfat und kein Ammonium enthalten dürfen und außerdem etwa neutral reagieren sollten.
EDTA (Natriumsalz Dihydrat): entsprechend der Tropfengröße wäre für 1/8 Grad Gesamthärte (2 mg Strontium pro Liter) auf 10 Milliliter Wasserprobe eine etwa 1 zu 22,4 verdünnte 1/10 n EDTA - Lösung erforderlich (für 0,5 Grad Härte also 4 mal so viel). Man gibt also z.B.: 10 Milliliter 1/10 n EDTA-Lösung in einen Meßbecher und füllt mit dest. Wasser bis 56 Milliliter auf - das ist die Lösung für 0,5 Härtegrade, bei Auffüllung auf 224 Milliliter ergibt sich die Lösung für 1/8 Härtegrade (2 mg Strontium). Herstellung von 0,1 n EDTA siehe dort ...
Calciumnormal: Gewünscht werden etwa 1,88 Grad deutscher Härte in einem Milliliter für 10 Milliliter Wasserprobe. Eine Lösung von etwa 3,7 Gramm CaCl2*6H2O (Calciumchlorid 6 Hydrat) auf 0,5 Liter Aqua dest. ergibt etwa 188 Grad deutscher Härte -->> 1 Milliliter dieser Lösung 1/10 verdünnt ergibt auf 10 Milliliter Wasserprobe etwa die gewünschten 1,88 Grad deutscher Härte.
Ammoniak (25 Prozent) 2 Tropfen und eine (kleine) Messerspitze Natriumhydrogenkarbonat bzw. Natriumbikarbonat ("Speisenatron")
4.) Weitere Bemerkungen zu durchgeführten Kontrollversuchen
Bei der Fällung von Magnesium mit Natronlauge wird auch ein Gutteil von Calcium mitgefällt (was interessanterweise bei der bekannten Calciummessung in dieser Flüssigkeit nichts ausmacht, weil das Calcium obwohl teilweise gefällt, mitgemessen wird) aber Strontium bleibt praktisch komplett in Lösung, Kontrolle durch Strontiumlösung in dest. Wasser mit Gehalt von etwa 50 bis 100 mg SR pro Liter plus Natronlauge führt auch nach längerer Wartezeit zu keinerlei Trübung, bei Mg schon.
Die Messung ohne Absonderung des Magnesiumhydroxydschlammes ist nicht möglich (keinerlei Möglichkeit einer genauen Endpunktfeststellung im erforderlichen Ausmaß).
Die Zugabe von Ammoniak und Natriumhydrogenkarbonat darf nicht in beliebig hoher Menge erfolgen, da beide den pH-Wert senken.
Natriumbikarbonat in ammoniakalischer Lösung fällt tatsächlich ausschließlich Strontium - Calcium erst beim Erhitzen - in mehreren Testmessungen in Süß- und Salzwasser erprobt.
5.) Was entscheidend war
Der Zusammenhang, daß in der Kombination EDTA-Calcium-Calcon-Strontium das Strontium durch Calcium aus dem Komplex verdrängt wird und so seperat gefällt werden kann (wird bei Zugabe des Calciumnormals verwendet)
Daß die Messung nach Abtrennung des Magnesiumhydroxydschlammes genau genug funktioniert und Strontium bei pH 12,5 nicht ausfällt sondern in Lösung bleibt.
Daß Strontium ALLEINE bei Zimmertemperatur mit Karbonaten in Ammoniakalischer Lösung nach einigen Minuten gefällt wird.
Daß ich meine Geduld und meinen Optimismus beibehielt.
Viel Erfolg !
Aufgestellt 1-8/98 - Ing Anton Gabriel - Wien - Österreich