Chemie - Aquariumchemie
alles über Wasserwerte und deren Messung
Aquariumchemie und Algen
Hier wird
hauptsächlich auf die Gesichtspunkte der Aquariumchemie im Bezug auf Algen
eingegangen; die Möglichkeiten durch Einbringen von algenfressenden Schnecken
und Fischen etc. wird nur hier zu Beginn erwähnt.
Algen und
Wasserchemie:
Kaum ein Thema ist so
umstritten und so ungenau gelöst wie das Algenthema. Für viele Aquarianer tritt
das Problem irgendwann einmal auf und dann hat man meist seine liebe Not damit,
denn: es gibt nach wie vor keine Patentrezepte.
Es gibt grüne und
rote, blaue und braune, Büschel und Bart und: sie treten meist nicht alle
gemeinsam auf. Manche sind eindeutig Pflanzen, manche (die blauen) vergleicht
man mit Bakterien.
Sind die Grünalgen im
Meerwasseraquarium beliebt, weil meist die einzige höhere Pflanze, die gedeiht;
so sind sie im Süßwasser wieder unbeliebt, weil es viele andere
"beliebtere" Pflanzen gibt. Sind in der Natur zigtausend Lux an
Helligkeit durch die Sonne nicht ausreichend, in vielen Gewässern heftigen
Algenwuchs zu erzeugen, reichen im Aquarium die bescheidenen Helligkeiten von
zwei Neonröhren schon dafür aus. Die oft "Abwasserwerte" an
Wasserqualität, die meist in unseren Aquarien vorliegen, bewirken in der Regel
akzeptables Pflanzenwachstum und wenige Algen, in der Natur würden ähnliche
Wasserwerte zu Massenvermehrung von Algen führen.
Man sieht: viele
Einflüsse und ungewisse Auswirkungen.
Da Algen mit höheren
Pflanzen vergleichbar sind, hat jede "Bekämpfungsmaßnahme" auch
Einfluss auf andere Aquarienpflanzen. Wer empfindliche Aquariumpflanzen pflegt,
hat meist das Problem, dass die Pflanzen genauso oder rascher auf Behandlungen
reagieren wie die Algen. Die häufig in Aquarien gepflegten
"unempfindlichen" weil leicht zu haltenden Pflanzen überleben
Behandlungsmethoden gegen Algen meist recht gut und werden höchstens
vorübergehend geschädigt.
Ein Problem bei allen
Behandlungsvesuchen ist die lange Zeit (Tage bis Wochen) bis ein Erfolg oder
Misserfolg festzustellen ist; Geduld ist also angesagt.
Die besten
"Düngemittel" für Pflanzen sind Ammonium und CO2 (wenn man einmal
annimmt, dass einige Spurenelemente auch vorhanden sind). Diese liegen im
Durchschnittsaquarium (höhere Karbonathärte und PH über 7) praktisch nicht vor,
sodass oft versucht wird mit viel technischem Aufwand durch CO2 - Düngung hier
abzuhelfen. Normalerweise haben wir im durchschnittlich besetztem Aquarium auch
ein Überangebot von hunderten bis tausenden Prozent an "Düngemitteln"
die als Spuren oder in geringen Mengen für Pflanzen ausreichen würden (Chlorid,
Nitrat, Phosphat etc.).
Die Maßnahmen zur
Bekämpfung von Algen zielen hauptsächlich dahin, die Lebensbedingungen für
andere Pflanzen zu verbessern:
1.) Ammonium: Fehlt in
fast allen Aquarien, ist nur bei leicht saurem Wasser vorhanden, sonst liegt es
als Ammoniak vor und wird durch Filterung (Bakterien) zu Nitrat umgebaut -
versuchen einen leicht sauren PH-Wert zu erreichen. Ammonium (nicht Ammoniak!)
kann in geringen Mengen nachweisbar (vorhanden) sein (mindestens 0,1 Milligramm
pro Liter)
2.) CO2 -
Karbonathärte - PH-Wert: Viele Karbonate (Bikarbonate) ergeben im Wasser eine
Lauge (PH über 8), freies CO2 (für die Pflanzen verfügbar) liegt hier wenig
vor. Hoher PH-Wert fördert Algenwachstum.
Man kann versuchen, durch
genau kontrollierte CO2-Düngung den PH-Wert etwas zu senken und dadurch den
CO2-Gehalt sowie den Ammoniumgehalt positiv zu beeinflussen; das birgt bei
Ausfall der Technik oder bei Überdüngung doch ganz erhebliche Gefahren, da bei
dieser Methode auch weniger Wasserbewegung erwünscht ist um das CO2 nicht
wieder auszutreiben (CO2-Vergiftung der Fische, Ammoniakvergiftung der Fische
durch plötzlichen PH-Anstieg etc). Freies CO2 sollte in Mengen von wenigen
Milligramm pro Liter vorhanden sein.
Oder: die Karbonathärte
auf etwa 2 bis 3 zu senken (Sulfathärte nach Erfordernis der Fische), dadurch
braucht man nur ganz geringe CO2-Düngung und kann außerdem auch mehr Wasserbewegung
(Sauerstoffversorgung) zulassen und erledigt damit viele Besonderheiten auf ein
mal.
3.) Nitrat: ist in
größeren Mengen zwar meist nicht gefährlich, soll sich aber auch günstig auf
den Algenwuchs auswirken. Senkung durch Wasserwechsel mit Wasser ohne Nitrat
(aufbereitetes entsalztes- oder Osmosewasser). Der Nitratgehalt kann nie genug
klein sein (ausgenommen vielleicht Pflanzenaquarien ohne oder mit wenigen
Fischen), meist muss ein Kompromiss zwischen Aufwand und Nutzen gefunden
werden.
4.) Phosphat: entsteht
im Übermaß durch Fütterung (besonders Trockenfutter) und Überbesetzung; eine
Verminderung ist wünschenswert und wie bei Nitrat durch Wasserwechsel zu
erreichen. Auch hier ist möglichst geringer Gehalt mit dem Aufwand für
Wasserwechsel im Zusammenhang zu sehen.
5.) Kalium: entsteht insbesondere
durch Fütterung und wird in der Regel von den Pflanzen rasch aufgenommen. Bei
Düngung kann man aber auch Kaliumwerte von weit mehr als die erwünschten etwa 5
mg/l bekommen.
6.) Redoxpotential bzw.
Gleichgewicht des Wassers:
Aquariumpflanzen
brauchen kein allerhöchstes Gleichgewicht ( Redoxpotential ). Algen stellen
teilweise recht unterschiedliche Ansprüche und sind daher auch etwas beeinflussbar
durch Veränderung des Redoxpotentials (Gleichgewichts).
Sog.
"Blaualgen" kommen nur bei tiefen Gleichgewichtslage vor. Im
frischeingerichteten Becken, mit frischem Wasser und viel Fütterung für die
Fische (rasches Steigen von Pflanzen- bzw. Algendüngemittel und raschem Abfall
des Gleichgewichts wegen beginnendem Abfallanfall) kann man sie fast
"züchten". Normalerweise sind diese "Blaualgen" von
vorübergehender Natur; mit Hebung des Redoxpotentials verschwinden auch sie mit
der Zeit (Wasserwechsel).
7.) Grünalgen können
nur durch Rduktion des "Düngerangebots" vermindert werden, da sie in
etwa selbe Ansprüche wie Wasserpflanzen haben, ist eine vollständige Ausrottung
ohne Schädigung der Wasserpflanzen nicht möglich. Man kann das Verschwinden
unterstützen indem man künstlich das Redoxpotential senkt (Zugabe von 0,1 Gramm
Trypaflavin pro 100 Liter Aquariumwasser - stark färbender Wirkstoff, der das
Gleichgewicht senkt und auch in vielen käuflichen "Wundermitteln"
enthalten ist). In größeren Mengen oder bei längerer Anwendung schädigt
Trypaflavin aber auch höhere Pflanzen.
8.) Braun- oder
Kieselalgen sind meist kein Problem, sie gehen durch Erhöhung des
Gleichgewichts (Redoxpotential) zurück oder durch höhere Beleuchtungsstärke.
Beleuchtung: ausschließliche Beleuchtung mit sog. "Pflanzenlampen"
(grolux etc.) wirkt sich für Algen förderlicher aus als für andere
Aquarienpflanzen.
9.) Viele Algen haben
eine Vorliebe für höheren PH-Wert.
10.) Schließlich soll
noch erwähnt werden, dass Filterung über Torf hemmende Eigenschaften auf den
Algenwachstum haben soll