Chemie - Aquariumchemie
alles über Wasserwerte und deren Messung
Wasserwerte messen
eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen
Einleitung:
Gab
es zu der Zeit wie ich als Schüler mein 25 Liter Rahmenaquarium
betreute kaum Informationen zu Wasserwerten im Aquarium - Literatur war
teuer und Internet noch nicht erfunden - so war das Interesse daran
umso größer. Aus den wenigen Infos wuchs ein Forscherdrang um die
Zusammenhänge zu verstehen und aus den wenigen Geldmitteln das
Bestreben für günstige Wege zur Messung der Wasserwerte.
Heute
sind die Informationen unüberschaubar und vielfältig - auch sehr
vielfältig in den Aussagen - hier die Zusammenhänge verstehen zu lernen
um unseren Pfleglingen möglichst optimale Bedingungen zu bieten ist
viel schwerer als früher, wo es fast Nichts gab.
Aber wir sind
in der Jetztzeit und somit der Versuch eine Anregung zu geben die Welt
des Wassers unsere Pfleglinge besser verstehen zu lernen.
Warum Wasserwerte messen ?:
Wenn
wir erfahrene Aquarianer fragen, dann kann man sehr oft etwa die
Aussage bekommen: Ich messe fast gar nichts (mehr) - die Fische zeigen
schon, wenn was nicht passt.
Da steckt meiner Meinung nach gleich eine Fülle von Infos:
"gar nichts (mehr)"
> jeder Aquarianer hat einmal mehr oder weniger intensiv gemessen um
die Bedingungen und Besonderheiten seines Aquariumwassers
kennenzulernen - ist er einmal erfahren genug, weil immer wieder die
selben Wasserverhältnisse und Aquariumverhältnisse vorliegen, dann
richtig: braucht man kaum mehr messen, wenn man nicht züchtet oder
sonstige besondere Wasserzusammensetzungen braucht.
"die Fische zeigen schon, wenn was nicht passt." >
hier bin ich der Meinung, dass kein Fisch zeigen soll, dass etwas im
Wasser nicht passt - denn dann leidet der Fisch schon - wir sollten
durch periodische Messungen oder gezielte Messungen verhindern, dass je
ein Fisch zu Schaden kommt.
Warum noch Wasserwerte: bei einer
Frage zu Wasserwerten kann man leicht 10 verschiedene Antworten
bekommen - Beratung heute (insbesondere über das Internet) ist eine
schwierige Sache - zu viele Erfahrungen und Meinungen verunsichern mehr
als es hilft.
Somit ist der beginnende Aquarianer gut beraten sich
grundlegende Informationen über die ihm verfügbaren Wege anzueignen -
aber die konkrete Erfahrung wird jeder Aquarianer nur selber praktisch
an seinen Aquarien bekommen, auch die Wasserwerte und deren
Zusammenhänge. Erst praktisch gemessen und die Entwicklung verfolgt und
die Schwankungen und deren Gründe erlebt macht sicherer und fördert die
Erfahrung.
Welche Wasserwerte wann und wie ?:
Streifentests/Tropftest:
Sind nicht alle so ungenau wie ihr Ruf es vermittelt und in manchen Fällen reichen auch "ungenaue" Streifentests.
Recht genau sind die pH-Messstreifen von Merck (und
anderen Anbietern), welche 3 oder 4 Farbfelder haben und so eine
Ablesegenauigkeit von 0,2 pH-Stufen ermöglichen. Problem dabei: genaue
Farbunterscheidung erforderlich.
pH als Teststreifen
mit nur einem Farbfeld ist so gut wie immer zu ungenau für den
Aquarieneinsatz - pH kann zu niedrig und zu hoch für die Fische
gefährlich werdden - somit rate ich hier mindestens zu verlässlichen
Tropftest.
Nitrat als Streifentest
ist zwar meist nicht sehr genau - da aber Nitrat im "schlechtesten"
Fall Algen fördert aber den Fischen nichts tut reichen auch
Nitratteststreifen. Wobei man beurteilen mag, ob solche Streifen denn
überhaupt billiger kommen.
Nitrit ist
immens giftig für unsere Fische und Teststreifen können durch
ungeeignete Lagerung (auch Überlagerung) sehr rasch falsch oder gar
nicht anzeigen. Nitrit kann in Stunden unseren ganzen Fischbestand
eliminieren > somit empfehle ich für Nitrit Tropftests.
Ammonium/Ammoniak
ist wieder je nach pH-Wert ein gefährliches Fischgift und sollte
insbesondere in der Einlaufphase eines Aquariums mit verlässlichen
Tropftests gemessen werden.
Phosphat gibt es glaube ich sowieso nur als Tropftest - auch ist Phosphat ja an sich für die Fische nicht gefährlich.
Gefährlich kann zu viel Eisen werden
- über 2 Milligramm pro Liter kann unter ungünstigen Bedingungen
Eisen in den Kiemen der Fische ausfallen. Bei Düngung ist die Messung
von Eisen sehr wichtig, denn schon bei weit geringeren Mengen an Eisen
werden insbesondere Bartalgen massiv gefördert. Auch Eisen gibt es als
Tropftest (mit sehr unterschiedlicher Qualität).
Wenn wir schon bei Düngern sind: der gefährlichste aller Dünger ist CO2 ! Wenn
man schon CO2 einsetzt, dann bitte unbedingt einen Tropftest für CO2
besorgen - ein zu Viel an CO2 kann unseren gesamten Fischbestand töten
- und das geschieht mitten in der Nacht, wo auch Pflanzen kein CO2
aufnehmen - also einmal den CO2-Verlauf seines Aquariums bestimmen. Die
Ausrechnung von CO2 nach pH und KH durch häufig zu findende Formeln ist
vollkommen ungeeignet !
Gleich "gefährlich" ist heute der Sauerstoffgehalt
geworden - durch die Annahme, dass etwas Wasserbewegung zu viel CO2
austreibt (was nicht stimmt, weil CO2 viel schwerer aus dem Wasser zu
bekommen ist als Sauerstoff schon durch geringe Wasserbewegung ins
Wasser kommt) haben wir heute in Aquarien recht oft Sauerstoffmangel !
Zusammen mit zu viel CO2 in der Nacht gibt es kaum ein Aquarium mehr,
wo die Fische in der Nacht ideal versorgt sind. 6 bis 7 Milligramm
Sauerstoff könnten an sich immer im Aquarium sein - tatsächlich sind es
oft sehr viel weniger - den Sauerstoffgehalt mit einem (verlässlichen)
Tropftest einmal im Tagesverlauf messen und wenn er unter 5 Milligramm
sinkt: Gegenmaßnahmen durchführen (Wasserbewegung/Durchlüftung).
Sauerstoffmessung erfolgt mit Tropftests.
Eigentlich zu Beginn hätte Gesamthärte und Karbonathärte
stehen sollen. Haben wir Wasser und Fische, die härteres Wasser
bevorzugen, dann kommen wir mit Teststäbchen recht gut über die Runden
- auch wenn diese Teststäbchen zuweilen 100 Prozent Fehler und mehr
anzeigen, macht das bei hohen Härten kaum was aus.
Anders sieht es
aus, wenn die KH gering ist und diese im Zusammenarbeiten mit dem pH
auch recht rasch lebensbedrohliche Situationen im Aquariumwasser
schaffen (Karbonathärte sinkt ständig etwas im mit Fischen besetzten
Aquarium). Hier ist ein verlässlicher Tropftest für Karbonathärte (und
pH) unerlässlich und periodische Messungen überwachen die Grenzwerte.
Nochmal zu Düngern und mit Pflanzen zusammenhängende Wasserwerte:
Häufigster Verursacher für Büschelalgen ist Eisen - für Grünalgenplagen ist aber fast nie Phosphat oder Nitrat sondern Kalium verantwortlich
! Früher oft zu wenig wird durch Düngung heute oft überdüngt - und
mangels Messmöglichkeit eben der Ersatzschuldige Phosphat oder Nitrat
gesucht. Kaliummessung mit Tropftest ist möglich und insbesondere für
Pflanzenaquarianer und bei Algen eine große Hilfe.
Chlorid
ist ein weniger beachteter Wasserwert, welcher einerseits ständig dem
Aquarium zugeführt wird (Fütterung) und mangels Messung sich oft anhäuft
und über 100 mg/l Pflanzen schädigen kann und auch die Fische
beeinflusst. Manche Fische mögen kaum Chlorid und viele Fische
reagieren durch Schleimabsonderung der Haut - was bei Heilbehandlungen
sinnvoll erscheinen mag, ständig aber einer ständigen Reizung des
Fisches gleichkommt.
Auch bei Senkung der KH durch verdünnte
Salzsäure entsteht viel Chlorid und wenn wir Wurzeln ins Aquarium
geben wollen. sind die oft mit Kochsalz konserviert und müssen
gewässert werden, bis kaum mehr Chlorid nachweisbar ist. Nach
Kochsalzbädern wird man sich wundern, wie lange man Wasser wechseln
muss, bis Chlorid halbwegs geringe Werte hat. - Insofern ist Chlorid
nicht sehr gefährlich - aber immer wieder einmal interssant zu wissen
wie hoch es ist. Chloridtest gibt es kaum - oder bald als Tropftest.
An
Tropftests sind für Neueinrichtungen bzw. um sein Leitungswasser einmal
kennenzulernen: Kupfer (giftig) und Kieselsäure (wegen
Braunalgenplagen).
Andere Messmethoden:
Einige Wasserwerte kann man auch oder nur elektronisch messen.
Dazu gehört der Leitwert, welcher eine Gesamtbeurteilung des Wassers im Bezug auf Mineralgehalt zulässt.
Der pH-Wert elektrisch gemessen
kann genauer sein - der Aufwand dafür ist nicht gering (billige Geräte
sind kaum genauer als Tropftests, teure müssen öfter kalibriert werden
und zuweilen die Elektrode getauscht werden - bei weichem Wasser
versagen einfachere Geräte)
Dann der Redoxwert,
welcher eine Gesamtbeurteilung des Aquariumwassers im Bezug auf
insbesondere Abfälle und Filterleistung und gefährliche mögliche
Sauerstoffreduktion zulässt. Dieser Wert ist im Süßwasser nur schwer zu
messen - es gibt aber auch eine chemische Messmöglichkeit mit
Indikatoren.
Ammonium, Nitrat, Chlorid und einige andere Stoffe können elektrisch mittels ionensensitiver Elektroden
gemessen werden - der Preis solcher Geräte ist für die Anwendung für
Hobbyaquarianer zu hoch. ich hatte so ein Gerät einmal zum test - es
ist toll - aber eben teuer.
Zuweilen gibt es auch einfache Fotometer,
welche Tropftests für einen Wert verarbeiten und anzeigen - sind aber
dafür, dass nur ein einziger Wert gemessen werden kann nicht gerade
billig.
Multifotometer für verschiedenste Wasserwerte sind meist immens teuer.
Auf
diesen Seiten wird aber auch ein Multifotometer beschrieben, welches
sehr viele Wassertropftests messen kann und relativ recht günstig
selber herstellbar ist.
Fast alle Tropftest können mit diesem
Multifotometer gemessen werden und man bekommt eine 3 bis 20 mal
höhere Genauigkeit und Nachweisgrenze der Tests. Außerdem braucht man
keine Farben mehr vergleichen und es gibt keine Kalibrierung (außer
beim ersten Mal messen).
Die Kalibrierung ist sicher eine
Hemmschwelle für den Privatanwender - sie ist aufwändig und relativ
teuer. Somit wird es wohl in absehbarer Zeit ein fertig kalibriertes
Multifotometer zu einem günstigen Preis geben.
Damit wird man u.a. messen können: pH-Wert, Kalium, Chlorid, Eisen, Phosphat, Nitrit und Nitrat sowie Sauerstoff.
Schluss:
Jeder
Aquarianer tut gut daran, wenigstens zu Beginn sich mit Wasserwerten
und deren Zusammenhänge zu beschäftigen und Erfahrung zu gewinnen.
Manche Werte erscheinen wichtiger - weil gefährlicher - manche Werte
wieder interessieren nur Pflanzenaquarianer - zu tun haben wir mit
Wasser und seinen Werten solange wir Aquarianer sind - mit Erfahrung
vielleicht etwas weniger - bei auftretenden Problemen wieder etwas mehr.
Wer
erfahren sein will wird es eben durch "erfahren" - das geht nicht alles
durch Bücher oder so Beiträge wie dieser Beitrag - das geht nur
praktisch mit seinem Aquarium - und ein Teilgebiet im Aquariumalltag
ist eben Aquariumchemie. Eine kleine Anleitung und Anregung dazu sollen
diese Seiten vermitteln.
mfG Anton Gabriel