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Einige Beiträge zu Meerwasseraquarien
Seewassereinstiegtipps
der leichte und verständliche Anfang
Von
engagierten Praktikern gemeinsam erarbeitet im Compuserveforum
"Deutsches Freizeitforum" DEUHOBBY Bereich AQU@rianer (wurde bei
Compuserve 2000 aufgelassen)
Stand 01.01.1997
Seewassereinstiegtips - Ausgabe 6 -
©kein Copyright zu beachten
unverändert und komplett beliebig verwendbar
Mitwirkende:
Horst und Marlies Weber 106343,3037
106343.3037@compuserve.com
Axel Böhmert - Fa. Korallin 106362,50
106362.50@compuserve.com
http://www.korallin.com/
Peter Jordan 106200,770
106200.770@compuserve.com
Michael Siedenborg 100700,414
100700.414@compuserve.com
http://ourworld.compuserve.com/homepages/michael_siedenborg
Toni Gabriel als Schriftführer
hobby@anton-gabriel.at
http://www.anton-gabriel.at
Seewassereinstiegtipps
der leichte und verständliche Anfang
Inhalt:
Einführung
Allgemeines
Beckengröße
Wasser
Eiweiißabschäumer
Beleuchtung
Srömung
Wartezeit
Lebende Steine
Kalkgehalt
Düngung
Fütterung
Filterung
Diche
Bodengrund
Der Start
Besetzung des Beckens
Seepferdechen
Literatur-
Einführung
Diese kleine Broschüre soll in kompakter Form
dazu beitragen, den "Einsteigern" im herrlichen Hobby des
Salzwasseraquariums die Unsicherheit zu Beginn zu reduzieren.
Es gibt zwar schon sehr gute Meerwasserliteratur, die wird aber von
Einsteigern meistens nicht gekauft da zu teuer. Das sieht so aus, dass
der Ein- oder Umsteiger beim Händler schon viel Geld für die
Technik lässt so dass er nur noch ein Buch für 20-30 DM
kauft. Das sind dann meistens Autoren die er aus dem
Süßwasserbereich kennt und vertraut.
Dies ist dann meistens der Anfang vom Ende oder ein sehr teurer und steiniger Weg bis sich erste Erfolge einstellen.
600-Liter Riffaquarium von Horst und Marlies
Allgemein
Ein Meerwasseraquarium ist eines der schönsten Hobby's das es
gibt. Es ist schon äußerst interessant zu sehen wie aus dem
"Nichts" Leben entsteht.
Es ist aber auch die "hohe Schule der Aquaristik", dafür
müssen aber bestimmte Faktoren vorhanden sein und bestimmte Regeln
strikt eingehalten werden.
Ich (Horst) habe schon so manche Erfahrung teuer bezahlen müssen.
Fehler oder Nachlässigkeiten in der Pflege werden von den Tieren
nicht toleriert.
Besonders Schwierig ist es als Anfänger wenn der Händler
selber nicht genug Ahnung hat. Das ist oft zu 95% der Fall. Besonders
schlimm ist es wenn man dazu auch noch die falsche Literatur hat. Es
ist schon ein Hammer was da teilweise zu Papier gebracht wird.
Prinzipiell unterscheidet sich das Ganze vom
Süßwasseraquarium nur am "Salz in der Suppe". Da aber vom
späteren Besatz unterschiedliche Anforderungen bzgl.
Schadstoffabarbeitung bzw. Licht gestellt werden, muss man vorher
wissen was man tut (und will). Das kann vom Aufwand (techn. + Zeit) von
ganz einfach bis immens reichen. Das soll heißen, dass nicht
jedes Seewasseraquarium grundsätzlich mit dem gleichen Aufwand
betrieben werden muss.
Ein gestörter bakterieller Abbau wirkt sich im Seewasseraquarium
durch das pH-Wert verursachte extrem verschobene Ammonium - Ammoniak
Verhältnis in der Nitrifikationskette wesentlich negativer aus als
im Süßwasser, Fehler werden also weniger "verziehen".
Der "Einsteig" ist somit preiswert: Vollglasbecken, Beleuchtung,
Korallensand als Bodengrund, poröses Tuffgestein als Dekoration
(und Siedlungssubstrat für Nitrifikationsbakterien), Heizer,
Schnellfilter zur mechanischen Reinigung und gegebenfalls ein
Abschäumer - fertig. Dichtemesser natürlich nicht vergessen,
kein Spielzeug verwenden, dazu ist der Wert (an Geld und Leben) zu
ernst. Da später ja nur destilliertes Wasser verdunstet, muss
lediglich "normales" Wasser regelmäßig nachgefüllt
werden. Ich (Axel) habe mit dieser "simplen" Konfiguration jahrelang
z.B. Anemonenfische gehalten + nachgezüchtet.
Schwieriger bzw. aufwändiger wird es, wenn ein hoher Nahrungsanteil
(viele Fische) und Lichtbedarf (niedere Tiere mit ihren symbiotischen
Algen) vorliegen.
"Holländisches" Seewasserbecken mit "lowtech", netto ca. 140 l Inhalt, Neonröhre
Bild von Axel (Ausschnitt)
Beckengröße
Meerwasser ist kein billiges Hobby, bestimmte technische
Voraussetzungen müssen erfüllt sein und das ist dann schon so
teuer, dass die Entscheidung auf Meerwasser umzustellen
"Entgültig" sein sollte. Aber nun zum Becken, 160 Ltr. sind etwas
knapp. Man sieht heute 350 Ltr. als untere Grenze an. Wobei ein 160
Ltr. Becken bei einiger Selbstbeschränkung bei Fischen auch sehr
gut funktionieren kann.
Wer gleich groß einsteigt, kann aber auch gleich große
Fehler machen.... Ich selbst (Axel) habe schon sehr schöne kleine
Aquarien unter 100 l betrieben. Das Problem bei kleinen Aquarien
dürfte vielleicht sein, dass aufgrund der geringeren
Wertigkeit auch die Aufmerksamkeit geringer ist. Hat man beim Besatz
mal den 5-stelligen Bereich erklommen, gibts schnell Angstschweiß
und hektische Betriebsamkeit. Meist will man als "Einsteiger" in einem
kleinen Becken viel zu viel unterbringen.
Am besten ein geklebtes Glasaquarium. Größe nach Platz und Geldbeutel aber, je größer desto besser.
Wasser
Leider reagiert die "Besatzung" recht empfindlich auf Verunreinigungen
des Ausgangswassers wie Nitrat, Phosphat oder Silikat. Da aber in den
i.d.R. offenen Systemen relativ viel Wasser verdunstet, kann man unter
Umständen einen erklecklichen Betrag hinblättern müssen,
bis die "Brühe" (Leitungswasser) einsatzbereit ist. Tipp: vor dem
Einstieg versuchen, einen Seewasseraquarianer aufzutreiben, welcher mit
dem gleichen Leitungswasser "gespeist" wird und seine Erfahrungen
eruieren.
Eiweißabschäumer
Das wichtigste technische Hilfsmittel ist ein
Eiweißabschäumer. Er ist meist ein absolutes "Muss" in
der Meeresaquaristik. Nur er ist in der Lage 90% der Schadstoffe sofort
nach "Entstehen" aus dem Wasser zu entfernen. Es ist empfehlenswert, da
die Herstellerangaben meistens übertrieben sind, einen
überdimensionierten auszuwählen, z.B.: einen für
Beckengröße bis 1000 Ltr, reicht dann auch für ein
350Ltr. Becken.
Das "Problem" eines Abschäumers ist, dass er nicht zwischen
"Gut und Böse" unterscheiden kann, er zieht auch Spurenelemente,
Vitamine und Kleinstlebewesen mit raus. In einem Seepferdchenbecken
bzw. Seenadeln sollte man eher keinen Abschäumer verwenden.
Ob so ein Abschäumer wirklich nötig ist, erkannt man am
steigenden Nitratgehalt des Beckenwassers. Viele voll eingerichteten
Becken sind aber so "biodynamisch", dass auch ohne Abschäumer
eher ein Nitrat(Stickstoff)mangel herrscht. So wird von vielen
Aquarianern, die wirklich traumhafte Aquarien haben, Nitrat dem Becken
zugeführt. Man kann also probieren, ob der Nitratgehalt in seinem
Becken stetig steigt, oder ob er sowieso gering bleibt. Ich (Axel) habe
zwei Becken in Betrieb, eines mit und eines ohne Abschäumer.
Nitrat ist in beiden nicht messbar.
Selbst in einem dünn besiedelten Becken hat ein Abschäumer
allerdings den Vorteil, dass bei irgend welchen auftretenden
"Abfallkatastrophen" wie zu übermäßige Fütterung
etc. dieser praktisch "automatisch" in Aktion tritt.
Ein Wasserwechsel zur "Regeneration" ist im Seewasseraquarium leider
nicht so einfach wie im Süßwasser (siehe Einlaufphase).
Glücklicherweise sind aufgrund der im Salzwasser höheren
Dichte, Luftblasen kleiner, diese ermöglichen den Betrieb eines
Abschäumers, der einen erheblichen Teil der organischen Belastung
den Bakterien vorab entreißt. Ergebnis (vereinfacht):
Nitraterhöhung geschieht langsamer oder gar nicht. Die Ansaugung
des dem Abschäumer zugeführten Wassers sollte direkt an der
Wasseroberfläche erfolgen, da sich dort die Eiweiße
konzentrieren, sinnvoll hat sich hier ein Oberflächenabzug
erwiesen, insbesondere, da die Becken sowieso alle zu eine
hässlichen Kahmhaut neigen (die dann täglich abgestaubt
werden müsste <bg>).
Man kann, möglichst noch vor dem Kauf, so einen Abschäumer
auch gut testen. Oft ist der Wasserdurchlauf zu hoch, sodaß bei
Belastungsspitzen die Schaumbildung zusammenbricht und erst wieder nach
Stunden beginnt.
Man lässt sich vorführen, wenn ein "Miesmuschelmatsch
samt Muschelmilch" als Futter ins Aquarium kommt; "kocht" kurz darauf
der Abschäumer los, prima; bricht der Schaum zusammen - Finger
weg, da ist es rausgeschmissenes Geld.
Beleuchtung
Dann zur Beleuchtung: als einzige in der Meerwasseraquaristik
einsetzbare Lampen sind Neon,-und oder HQI Lampen. Man hüte sich
davor jemals HQL Lampen einzusetzen. Neonlampen bis zu einer
Beckenhöhe bis 50 cm, ab 50 cm HQI. Ist auch abhängig vom
Lichtbedarf der lebenden "Bewohner" des Beckens.
Licht als lebensnotwendige Energiequelle ist hier "lediglich" ein
Kostenpunkt, die in der Natur vorherrschenden 100.000 Lumen um die
Mittagszeit an der Oberfläche lassen sich mit HQI-Beleuchtungen
problemlos erreichen, allerdings verbraucht das 7.000 l Becken aus der
Bibliothek so auch um die 8KW/h...... Lichtfarben gibts eine ganze
Anzahl, von "D" über "10.000 Kelvin" und "20.000 Kelvin", mit
deren "Anwendung" sich problemlos eine mehrwöchige erhitzte
Diskussion starten ließe.... Ich selbst (Axel) habe über
einen längeren Zeitraum alle verschiedenen Farbspektren mit
jeweils als "empfindlich" eingestuftem Besatz ausprobiert und nie
darauf zurückzuführende Misserfolge gehabt, lediglich
ein abrupter Wechsel in der Lichtintensität (z.B. von 400W 20.000
auf "D") führte zu Problemen. Sehr viele Aquarianer sind wieder zu
den "alten" D-Brennern zurückgekehrt, auch, weil sie mit Abstand
am preiswertesten sind. Neonröhren mit ca. 2.000 Lumen sind bei
niederen Tieren nur für solche aus tieferen Wasserzonen geeignet.
Licht kann eigentlich nie genug sein. Um ein Seewasseraqaurium
erfolgreich zu betreiben ist (wie oben erwähnt) HQI-Licht fast
unerläßlich. Die Lichtfarbe ist nicht unbedingt nur eine
Geldfrage. Der Brenner von AB mit der Lichtfarbe 10.000 Kelvin,
entwickelt im Wasser ein licht, wie in 5-10m Wasserteife vorkommt
(Werbung von AB). Die meisten Tiere werden aber nicht aus diesen
Wassertiefen entnommen, sondern stammen viel mehr aus dem
Flachwasserbereich. Hier ist die Lichtfarbe aber eine ganz andere. Sie
liegt hier zwischen 5- und 6.000 Kelvin. Ich selbst (Peter) habe auch
mit den AB-Brennern Versuche angestellt, da das Licht von der Optik her
sehr schön ist. Bin dann aber doch wieder reumütig zu den
Tageslicht-Brenner mit der Lichtfarbe D zurückgekehrt, da meine
Korallen extreme Probleme machten.
Strömung
Durch den Wellengang, den Wind und die Meeresströmungen und nicht
zuletzt durch Ebbe und Flut findet in den Riffen ein gewaltiger
Wasseraustausch statt. Hier werden in einen relativ kleinen Riffbereich
stündlich Milliarden Liter von Wasser bewegt. Um die
Umwälzpumpen im Aquarium kommt man nicht drumrum.
Strömung ist also auch ein sehr wichtiger Faktor, dass Becken
sollte in der Stunde mindestens 10 mal umgewälzt werden. Das
wären bei einem 160 Ltr - Becken 1600 Ltr.aber möglichst
nicht mit einer Pumpe sondern am besten mit 2-3 "kleinen", wegen der
besseren Strömungsverteilung. Am einfachsten werden diese Pumpen
saugseitig mit Filterpatronen zur mechanischen Filterung versehen.
Für Beckengrößen wie der normale Aquarianer sie
betreibt, sind mit Sicherheit einfache Strömungspumpen die erste
Wahl. Die natürlichen Meeresströmmungen (Wellengang,
Tidenhub, etc) kann man im Aquarium mit diesen Pumpen natürlich
nicht erzeugen.
Leider wird aber die Wichtigkeit einer "guten" Strömung im
Aquarium unterschätzt. Wichtig ist, dass das ganze Becken von
einer gleichmäßigen Strömung (keine toten Ecken)
erfasst wird. Auch kurzzeitige Gegenströmungen und leichte
Turbulenzen sind erwünscht. Dies erreicht man dadurch, das man je
nach Beckengröße eine oder mehrere Pumpen über
Zeitschaltuhr im Gegentakt laufen lässt.
Fein raus ist man natürlich wenn man die nötige "Kohle"
besitzt und sich Pumpen der Edelmarke "Tunze" oder "Fischer" leisten
kann. Diese Pumpen besitzen einen Asynchronmotor der sich regeln
lässt, dies kombiniert mit einer Intervallsteuerung (Drehzahl
u. Zeitsteuerung über Zufallsgenerator) führt zu einer recht
natürlichen Strömung. Bei der Investition liegt man da aber
im vierstelligen Bereich.
Alternativ bastelt da so jeder Aquarianer an allen möglichen
Selbstbausystemen.Manche benutzen dabei eine "große"
Pumpe(5000ltr. und mehr) die dezentral im Unterschrank untergebracht
ist und über ein Rohrnetz aus GF Rohr mit unterschiedlichen
Ausströmpunkten im Aquarium zurückgeführt wird. Dieses
Rohrnetz ist dann ausgerüstet mit Stellmotoren und Magnetventilen
um unterschiedliche Strömungen zu erzeugen. Interessant wird es
dann bei Großanlagen über 10.000 ltr. da ist es dann
schwierig die Strömung mit Pumpen zu erzeugen. Diese Anlagen haben
dann einen abgegrenzten Bereich, in dem dann mit allen möglichen
Mittel (Paddel oder Kolbenzylinder) "Wellenschlag" simuliert wird.
Aber so sündhaft teuer sind die Pumpen nun auch wieder nicht. es
muß ja nicht gerade Tunze sein. die pumpen von projekt (habe ich
selber -Peter- in Betrieb) erfüllen den gleichen Zweck, und hier
ist eine Pumpe mit 1.000 l/h für unter 80,00DM zu haben.
Wellengenerator1 (Bild von Horst und Marlies)
Wellengenerator2 (Bild von Horst und Marlies)
Wartezeit
Eine Wartezeit von etwa 3 Wochen bis zur Einbringung von Lebewesen ist
wichtig, da frisch angesetztes Meerwasser äußerst aggressiv
ist.
Auch für einen Wasserwechsel angesetztes Wasser sollte eine Woche lang belüftet werden.
Wichtigstes Grundinstrumentarium, glücklicherweise umsonst, ist
GEDULD. Im Gegensatz zum Süßwasseraquarium sieht ein
Seewasserbecken in der mehrmonatigen Einlaufphase recht unschön
aus, da es mehrere Schmieralgenphasen durchläuft. Wem hier die
Geduld ausgeht und zu allerlei angepriesenen Mittelchen greift, wird
nur im Beutel ärmer aber um die Erfahrung reicher, dass es im
besten Fall nicht noch schlechter aussieht.
Grund für diese Einlaufphase liegt in den synthetischen
Meersalzmischungen, welche aus Kostengründen keine analysereinen
Inhaltsstoffe haben können. Auch mit aqua dest. (destilliertem
Wasser) tritt diese Einlaufphase auf, nicht aber bei Verwendung von
echtem Meerwasser. Fische sollten erst nach einer Wartezeit von mind. 4
Wochen eingesetzt werden, niedere Tiere erst nach Abklingen der
Schmieralgenphasen (diese Zeit ist individuell verschieden), da sie
ansonsten überwachsen werden und eingehen können.
Lebende Steine
Dann kannst man anfangen das Becken mit lebenden Steinen zu dekorieren.
Lebende Steine sind der Faktor der die Riffaquaristik in den letzten
Jahren um 500% nach "vorne" gebracht hat. Wenn irgend möglich
sollte man die gesamte Dekoration damit erstellen. Da dies aber arg den
Geldbeutel strapaziert ist dazu zu raten erstmal mindestens 10-15 Kg
einzusetzen.
Man muss allerdings beim Händler darauf achten, dass
man nicht abgestorbene Korallenaufsitzer oder einfach in Meerwasser
eingelegtes totes Gestein erwirbt. Lebende Steine zu beschreiben ist
schwierig. Sie sind offenporig und relativ leicht wie nasser Bims oder
Tuffgestein. Die Oberseite ist mit Kalkalgen überwachsen dunkelrot
bis pupurfarben. Das sieht aus als wäre dünnflüssiger
roter Gips darübergelaufen. Wichtig ist, dass sie im
Händlerbecken auch beleuchtet sind, und nicht etwa in der dunklen
Filterkammer aufbewahrt werden. Sie enthalten alle Formen des marinen
Lebens, deswegen müssen sie wie lebende Tiere behandelt
werden.(Sie werden allerdings ohne Wasser transportiert). Die
Qualität der Steine bestimmt die Länge der Einlaufphase des
Beckens. Man kann bei verschiedenen Händlern welche anschauen.
Lebende Steine sind der eigentliche Filter in einem Aquarium, an der
Oberfläche sitzen die aeroben Bakterien die die Eiweißstoffe
über Ammoniak und Nitrit zu Nitrat aufoxidieren und im inneren der
Steine sind anaerobe Bakterien die das Nitrat veratmen.
Wichtig ist, dass sie so im Becken eingebracht werden, dass
unter ihnen jederzeit der Mulm entfernt werden kann (kein Bodengrund
unter den Steinen).
Sie sollen lose aufgeschichtet werden so dass sie von der
Strömung gut umspült werden (Aber bitte keine
Geröllhalde). Man kann sie wenn sie zu groß sind
zersägen oder zerbrechen. Gut sieht auch aus wenn man sie anbohrt
und mit Kabelbinder (Elektrofachhandel) an ein durchbohrtes Hart-PVC
Rohr bindet man kann damit sehr schöne Riffpfeiler gestalten. Man
muss sich aber dabei beeilen, dass die Steine nicht zu lange
"trocken"liegen.
Nach dem die Steine eingebracht sind stirbt erst einmal eine Vielzahl
an Bakterien in den Steinen ab. Das merkt man daran, dass nach 3-5
Tagen erst Ammoniak dann der Nitrit- und anschließend der
Nitratgehalt steigt (teilweise sehr hoch). Das ist aber in dieser Phase
ganz normal und dient dem Reifeprozess. In dieser Zeit das Becken
ganz in Ruhe lassen.
Der PH-Wert und die KH-Härte stabilisieren sich nach einiger Zeit
von selbst. Im laufe der Zeit haben beide Werte die Tendenz zu sinken
(kann schon in einigen Wochen einsetzen), da die Pufferung
(Karbonathärte) langsam aufgebraucht wird und so der PH-Wert
instabil wird (siehe Kalkgehalt).
Über lebende Steine wird/wurde viel geschrieben. Das Problem ist,
dass erstmal der Begriff "lebender Stein" definiert werden
muß: ein Stein, welche aus dem Meer mit allem lebenden Bewuchs
entnommen und wie sonstige Tiere "lebend" auf dem schnellsten Wege
weitertransportiert wurde. Da bei diesem Prozedere die Frachtkosten an
Nr. 1 stehen, wird ein echter lebender Stein kaum billiger als ein
Stein mit einem Niederen Tier drauf. Im Handel wird unter diesem
Begriff zu mind. 90 % nur lediglich ein "nasser" Stein verkauft....
Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass der Erfolg der
verkauften lebenden Steine sicher auch mit dem hohen erzielbaren Preis
zusammenhängt. Die notwendige Mikrofauna holt man sich auch mit
niederen Tieren, welche ja i.d.R. auch auf einem Stein sitzen, ins
Aquarium.
Man handelt sich mit vielen Steinen mal in Einzelfällen auch das
Problem ein, dass man irgend einen "ungewünschten Gast" kaum
erwischt, so geschehen, als ich (Axel) eine "fischfressende Krabbe"
erst erwischte, als ich das ganze Becken samt Steinen ausräumte.
Oft kann man mit "echten" lebenden Steinen aber auch manche Probleme
umgehen: Seit ich (Peter) meine Aquarien mit einer ausreichenden Menge
lebender Steine eingerichtet habe, sind alle Probleme von früher
vergessen. Weder Algenplagen noch Fischkrankheiten sind aufgetreten.
Sie (die lebenden Steine) sind natürlich auch kein "Allheilmittel".
Kalkgehalt
Eine Größe, welche man früher unterschätzte, war
der immense Kalkverbrauch mancher mariner Lebewesen, insbesondere von
riffbildenen Steinkorallen. Diese galten dann der Einfachheit halber
als "unhaltbar", Ersatz wurde aber dennoch quartalsweise zugekauft,
weil sie doch so schön waren. Abhilfe schaffte zum Teil Zugabe von
Calciumhydroxidlösung (Kalkwasser), die Bildung von
Calciumhydrogenkarbonat ist aber abhängig von der zur
Verfügung stehenden Menge CO2, so daß bei sehr stark
besetzten Becken sich mittlerweile die Kalkwasserzugabe im
Rührwerk mit CO2-Zugabe oder der Einsatz eines Kalkreaktors
durchgesetzt haben. Bei letzterem wird unter Zuführung von
Kohlensäure das Reaktorwasser CO2-gesättigt (pH dann 6,8 im
geschlossenen System) und im Kreislauf praktisch unendlich über
Korallenbruch geleitet, wodurch dieses, den seinerzeitigen
Bildungsvorgang umkehrend, Calciumhydrogenkarbonat löst und
tröpfchenweise dem Becken als "Wachstumsstoff" zuführt. Das
Auslaufwasser kann hier Karbonathärten von 70° KH und
höher haben.
Dies ist aber nur von Nöten, wenn im Becken durch den selbst
gewählten Besatz ein dementsprechender Verbrauch vorliegt. Dieser
lässt sich leicht über den Abfall der
Beckenkarbonathärte messen (oder über den Abfall des
Calciumwertes).
Düngung
Wie in jedem geschlossenem System mit pflanzlichem Inhalt werden
Spurenelemente und Wachstumsstoffe verbraucht. Diese müssen durch
Spurenelementverbindungen nachdosiert werden, da sie über einen
kleinen Teilwasserwechsel nicht in der benötigten Menge
zugeführt werden können.
Fütterung
Als Futter für Fische eignen sich Trockenfutter oder für
"hungrigere" Exemplare Frostfutter oder z.B. frische Miesmuscheln.
Als Futter für niedere Tiere wurden über Jahre diverse
"Breie" angeboten, in der Hoffnung, dass die Jungs das mögen.
Ein niederes Tier hat in der Natur drei Möglichkeiten, sich zu
ernähren (wobei das einzelne Tier nicht alle Methoden nutzen
können muss):
- Fang von Plankton (kann man sich im Aquarium "abschminken", da nicht
existent; in der Natur am Ende der Kette: Aminosäuren)
- Photosynthese (übers Licht aquaristisch leicht ersetzbar, Zooxanthellen produzieren am Ende der Kette Aminosäuren)
- direkte Aufnahme verschiedener Aminosäuren über das Wasser (im Aquarium nach max. 2 Tagen verbraucht)
Es hat sich in der "aquaristischen Fütterungstechnik" als sehr
wirkungsvoll gezeigt und zu sehr großen Erfolgen geführt,
diese Anminosäuren direkt dem Wasser zuzusetzen. Vergleichbar ist
das mit der Nahrung von Astronauten, da ein hoher Energieanteil auf
"kleinem" Raum untergebracht werden kann, ohne in diesem Falle das
Wasser unnötig zu belasten.
Filterung
Filter sind eine Glaubensfrage wirlich erfolgreiche Aquarien werden
ohne einen Filter betrieben, da das Endprodukt Nitrat ab 30 mg/l im
Meerwasser auch giftig ist. Ungeeignet sind auf Dauer die Topffilter
(kontinuierlicher Sauerstoffentzug, reduzierende Wirkung usw.). Wenn
ein Filter, dann am besten ein Rieselfilter (aber bitte ohne
Biobälle).Gut bewährt haben sich auch Bodenfilter im
Durchströmprinzip oder Filter von Maximal.
Ich selber (Horst) habe im Unterschrank nur ein Wasserausgleichbecken in dem nur lose einige Beutel Siporax liegen.
Man kann aber auch auf jeden Filter (Riesel-, Sumpf-, Bio- oder wie
auch immer) verzichten, da in einem Filter die Schadstoffe nur umgebaut
und nicht, wie z.B.: im Abschäumer, entfernt werden.
Zu erwähnen wäre noch, dass sich im Grundbestand eines
jeden Seewasseraquarianers eine gute Aktivkohle befinden sollte. Ich
(Horst) verwende sie zwar nicht im Dauerbetrieb, weil ich die
chemischen Abläufe die im Dauerbetrieb entstehen können,
nicht kenne. Auf jeden Fall ist es wichtig sie für Notfälle
im Haus zu haben. Es ist praktisch die einzige Möglichkeit
eventuelle Gifte schnell aus dem Aquarienkreislauf zu bringen.
Bei der Kohle muss man allerdings sehr kritisch sein. Am besten
erst mal auf Phosphat testen. Man setzt einfach einen
handelsüblichen PO4 Test mit phosphatfreien Wasser an, und gibt
einige Körnchen Kohle bei. Sollte der Test dann PO4 anzeigen, ist
die Kohle zu verwerfen.
Ich möchte hier zwar keine Werbung machen, aber für mich
(Horst) gibt es zur Aktiv-Kohle von Korallin keine Alternative.
Dichte
Die Dichte sollte zwischen 1.023 - 1.025 liegen. Ein vernünftiges
Ärometer ist geeicht (mit Toleranzangabe) und unter 35 DM mit
Sicherheit nicht zu bekommen. Wichtig ist auch beim "Dichtemessen"
dass dies bei Eichtemperatur geschieht in der Regel bei 25 Grad.
Warnen möchte ich auch vor diesen Zeigerärometern sie sind
auch sehr ungenau. Ich (Horst) habe eins, das bei einer
tatsächlichen Dichte von 1.023 zeigt es mir eine Dichte von 1.027
an. Noch besser als ein Ärometer wüde sich ein Refraktometer
eignen, nur sind diese Teile leider sündhaft teuer.
Bodengrund
Als Bodengrund kann man Korallenbruch nehmen. Man darf sich über
einen eventuell, entstehenden geringen Nitratwert nicht wundern, man
muss bedenken, dass Korallenbruch weiter nichts wie
abgestorbene Korallen ist. Und alle Korallenbaustoffe darin enthalten
sind. Dazu gehört nun einmal auch das Nitrat. Man kann den
Korallenbruch auch vorher mit verdünnter Natronlauge
(5-prozentige) durchwaschen und anschließend sehr gut
spülen, so werden noch etliche "Verunreinigungen" entfernt. Nach
der Behandlung einige Tage wässern, dann Nitrit messen und (bei
vorhandenem Nitrit) Behandlung event. wiederholen.
Wenn das Wasser noch nicht mit Altwasser angeimpft ist, ist es noch steril.
Der Start
Nun aber zum Start ins Seewasserleben:
Aqaurium aufstellen und mit Süßwasser füllen. Die
entsprechende Menge Salz hinzugeben und die Strömungspumpen und
die Heizung einschalten.
Auch beim verwendeten Salz sollte man auf die Qualität achten. Die
besten Erfahrungen habe ich (Peter) mit Tropic Marin gemacht.
Nach 24 Stunden den Salzgehalt des Wasser kontrollieren. er sollte bei 1.023-1.025 liegen.
Sind Salzgehalt und Temperatur ok, kann man nach 3-4 Tagen (Horst und
Marlies schlagen sicherheitshalber bis 3 Wochen vor, kommt wohl auch
auf die Salzqualität an) die lebenden Steine einbringen.
Faustregel für die Menge an lebenden Steinen ist: mindestens 10%
besser 15%- 20% des Bruttovolumens des Aquarium in kg lebende Steine.
Also auf 100 l Wasser 15-20kg Steine. Dies ist zwar ein nicht zu
unterschätzender Kostenfaktor, macht sich aber doch meist absolut
positiv bemerkbar.
Sowie die lebenden Steine eingebracht sind und so aufgestellt und
angeordnet sind wie sie später sein sollen. werden die Beleuchtung
und der Eiweißabschäumer in Betreib genommen.
Nun heißt es wieder 3-4 Wochen geduldig warten und die Wasserwerte zu beobachten.
Nach dieser Zeit sollte der Nitratwert gegen Null tendieren. Zum
Calziumgehalt und zum aufkalken des Wasser verweise ich auf das Kapitel
Kalkgehalt
Dann kann das Becken besetzt werden.
Besetzen des Beckens
Als Erstbesatz eignen sich besonders die unterschiedlichen Krusten- und
Scheibenanemonen (nicht verwechseln mit Symbioseanemonen) sowie die
unterschiedlichen Lederkorallen. Steinkorallen sollten erst folgen,
wenn das Becken wenigstens ein halbes Jahr steht und sich in einem
biologischen Gleichgewicht befindet.
An Fischen sind als Einstieg die Familie der Riffbarsche zu empfehlen.
Das sind sehr farbige, lebhafte und vor allem harte Tiere, sind z.B.
blau gefärbt mit oder ohne gelben Schwanz. Unbedingt einsetzen
sollte man einen "Algenfresser" hier ist am besten der Schleimfisch
"Salarias fasciata" geeignet. Doktorfische sind auch sehr gute
Algenfresser, sollten aber auch wie die Steinkorallen erst später
eingesetzt werden. Preußenfische o.ä. sind eher ungeeignet
Es ist sehr wichtig, den Algenwuchs von Anfang an unter Kontrolle zu
haben, da die sesshaften niederen Tiere durch die Algen, vor allem
durch Fadenalgen, nachhaltig geschädigt werden.
Fische die normalerweise nicht in ein Riffbecken gehören z.B.:
Drücker-, Koffer-, Kugel-, Papageien- oder Skorpionfische
(Rotfeuer-,Steinfische etc.)
Seepferdchen
Die armen Seepferdchen tun mir (Horst) immer unendlich leid, empfiehlt
die ein Händler für ein Riff,-oder Gesellschaftsbecken kann
man getrost den Laden verlassen. Seepferdchen gehören !!NIEMALS!!
in diese Art von Becken.
Leider sind es immer wieder die Seepferdchen die durch skurriles
Aussehen die Leute animieren sich ein Seewasserbecken anzuschaffen. Sie
sind sehr leicht zu fangen und von daher preisgünstig (leider).
Seepferdchen kommen in der Natur nur in den strömmungsberuhigten
Zonen den Seegraswiesen vor und niemals im Riff. In einen Riff,-oder
Gesellschaftsaquarium sind es sichere Todeskanditaten. Sie werden immer
wieder wenn sie von der Strömung erfasst werden gegen die
Dekoration geschleudert, leider (wäre die humanste Art) werden sie
dabei nicht getötet bedingt durch ihre starke Knochen- u.
Hautstruktur. Außerdem haben sie das Bedürfnis, sich mit
ihrem Schwanz überall festzuklammern, das sind dann in einem
Riffbecken meisten die Korallen und die wissen dann ihrerseits wie sie
sich zu wehren haben. Starke Vernesselungen der Seepferdchen sind dann
die Folge. Hinzu kommt noch, dass die Seepferdchen im Riffbecken
kaum zu ernähren sind; sie müssen mehrmals täglich mit
hochwertigen Frostfutter besser Lebendfutter (junge
Lebendgebärende) gefüttert werden. !! Eine einmalige
Fütterung am Tag reicht nicht!!! Man sieht es den Tieren leider
nicht an wenn sie hungern. Das ist dann die Todesursache welche die
meisten Seepferdchen ereilt, schlichtes verhungern. Dabei sind
Seepferdchen so einfach zu halten und sie sind auch leicht zu vermehren
wenn man es richtig macht. (Hier bekommen übrigens die Männer
die Kinder). Sie sind die zutraulichsten Meeresbewohner die ich kenne,
sie haben keine Scheu vor der Hand des Pflegers auch das Futter nehmen
sie willig aus der Hand.
Also (wie Axel es schon beschrieben hat), 100 Liter Becken (kann auch
noch kleiner sein) im Becken keinen Abschäumer (Seepferdchen sehen
event. Luftblasen als Futter an) wenig Strömung, viele Algen und
vielleicht einige künstliche Korallen wo sie sich festhalten
können.
Es wäre eigentlich nicht mehr nötig Seepferdchen der Natur zu
entnehmen. Die Bestände sind mittlerweile so dezimiert, dass
sie kurz davor stehen in den Analen des Washingtoner
Artenschutzabkommen einzugehen. Diesen "Schuh" können wir
Aquarianer uns anziehen.
Literatur
Sehr gute Bücher hat Peter Wilkens veröffentlich. Die Titel
sind 1. Scheiben und Krustenanemonen und 2. Stein-, Weich- und
Lederkorallen; ("Niedere Tiere im tropischen Seewasseraquarium" Band 1
+ 2 von Peter Wilkens)
Auch die Werke von Peter Wilkens, selbst die "frühen" aus den 70er
Jahren sind heute noch uneingeschränkt gültig und
empfehlenswert.
Als Literatur unbedingt zu empfehlen ist die Reihe " Das
Korallenriffaquarium" von Sven Fossa und Alf Nielsen. Die Reihe
umfasst jetzt 5 Bände und ist m.E. das Standardwerk der
Riffaquaristik.
Noch ein gutes teures (135 DM) Buch: "Das Riffaquarium" von Charles Delbeek und Julian Sprung.
Das Buch von Dietrich Stüber "Steinkorallen" ist ebenfalls sehr
gut geschrieben. Wenn man sich mit Muscheln befassen willst, dann sei
das Buch von Daniel Knop "Riffmuscheln" wärmsten empfohlen.
Getrost vergessen kann man dagegen den Meerwasseratlas Band 1-3. Damit
kann man wirklich nichts anfangen. Ein paar schöne Bildchen, aber
keine Informationen.
"Das tropische Meerwasseraquarium" von Frank de Graaf aus dem Verlag
J.Neumann-Neudamm ist erst sehr fortgeschrittenen Praktikern zu
empfehlen, man kann sonst auch einiges falsch machen.
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