|
Einige Beiträge zu Meerwasseraquarien
Einstieg mit einem 82-Liter-Riffbecken
(Erfahrungsbericht)
Wie gings:
Ich habe einige positive Überraschungen erlebt, als ich mich
für das Thema Seewasser- oder Salzwasseraquarim zu interessieren
begann. Meine erste Aufmerksamkeit wurde erregt, als ich über 2
Stunden einer lockeren Konferenz von Riffaquariumpraktikern im
Compuserve-Forum OFFGER im Aquariumbereich zuhörte (seit 2000
aufgelassen). Vielleicht war auch die überaus freundliche und
lockere Atmosphäre im Rahmen des Gespräches, oder auch der
Eindruck, dass man es hier mit erfahrenen Spezialisten zu tun hat, die
mich bewog bald darauf eine Anfrage über Seewassereinstiegtips ins
Forum zu stellen.
Das Echo darauf war sehr erfreulich und höchst informativ;
innerhalb kurzer Zeit waren viele Tipps für Einsteiger - ohne dass
man erst etliche Bücher durchlesen musste, beisammen! Die Tipps
sind hier in den Seiten abgelegt.
Der Wunsch, es dann auch zu versuchen war dann bald da.
Es wurde ein 82 Liter-Becken; an sich fast zu klein aber auch die
Möglichkeit, mit geringeren Mitteln die Tipps nachzuvollziehen.
Am 1.1.1997 wurde begonnen das Becken mit Osmosewasser zu füllen;
es ging mir zu langsam und so wurde parallel noch vollentsalztes Wasser
erzeugt. Beide Wässer ergaben einen Silikatwert (Meßsystem
Dupla) von 0,1 mg/Liter - da war wichtig, dass er möglichst gering
(ideal=Null) war, weil so kaum braune Schmieralgen entstehen sollten,
die durch Silikat gefördert werden.
So, das Becken war voll und es wurde jetzt über ein großes
Küchensieb das Meeressalz (Tropic Marin) ins Wasser gesiebt, Da
bereits eine 1000l Umwälzpumpe (welche mit der Beleuchtung, ein
70W HQI-D-Strahler Marke Korallin, ein- und ausgeschaltet wird) sowie
eine 400l Pumpe, welche entgegen der 1000l Pumpe strömt, und somit
abwechselnde Strömungsrichtung und Wassewirbel ergibt, in Betrieb
waren, wurde das Salz rasch gelöst. Die Dichte betrug dann 1.023.
Der PH-Wert betrug über 9 (?) gemessen mit PH-Indikator Bio Plast,
Karbonathärte war 10, die Wassertemperatur war 25 Grad C. Der
Silikatwert betrug bei der Kontrollmessung jetzt allerdings etwas
über 0,5 Milligramm/Liter! Die Durchsicht ergab, dass der
Vollentsalzer recht früh schon etwas von den 5 Milligramm, die im
Leitungswasser vorhanden sind, durchgelassen hat. Eine Braunalgenphase
wird jetzt wohl nicht zu vermeiden sein.
Am Boden kam etwa 2 Zentimeter hoch Korallenbruch
(Bruchgröße etwa 5 Millimeter bis 2 Zentimeter), welcher
vorher mit Wasser etwa 20 mal durchgeschwämmt wurde bis er nur
mehr fast klares Spülwasser hinterließ.
Auch ein günstiger luftbetriebener Abschäumer wurde in Betrieb genommen.
Dann kam eine Wartezeit von 3 Tagen. In den Tipps wurden mindestens 3
Tage vorgesehen, bis man Steine (auch lebende Steine) einbringen
sollte; die Wartezeit hielt ich ein und dann kamen 5 kg tote Steine
(Lochgestein) und etwas mehr als 3 Kilo lebende Steine in das Becken.
Das war laut den Tipps das Mindestmaß und auch ein
Mittelmaß (tote - lebende Steine). Eine auf einem Stein sitzende
kleine Anemone oder Koralle (glaube ich) ging innerhalb von 2 Tagen
ein, war wohl das frische Wasser.
Nach 1 Woche wurden die Wasserwerte gemessen: PH noch immer 9 (?), KH
11, Ammonium etwa 1 mg/Liter, Nitrit 2-4 mg/Liter, Nitrat Spur.
Da mir der PH-Wert suspekt vorkam, mein verlässlicher
Süßwassereigenbau nur bis 8 ging, reifte der Entschluss,
einerseits ein anderes Fertigprodukt (Merck) zu kaufen und andererseits
alsbald wieder einen Eigenbauindikator zu mischen. Vorerst zum Merck:
er ergab 8,3 PH, was den Tatsachen schon eher näherkommen sollte!
Nach insgesamt 2 Wochen war der Ammonium- und der Nitritwert auf
praktisch Null gefallen und der Nitartwert war auf etwa 5 mg/Liter
gestiegen. Es begann jetzt auf den lebenden Steinen recht rasch und
deutlich Braun(schmier)algenwuchs. Da die Wasserwerte unauffällig
waren, wurde jetzt ein algenfressender Schleimfisch eingesetzt. Ein
putziges Tier, das immer wieder neugierig alles im Becken beobachtet
und seine Augen "rollend" seinem Beobachtungsziel nachwenden kann. Er
bezog unter einem Stein Stellung, wo er so alle 10 Minuten zu einem
"Rundgang" durchs Aquarium aufbrach. Er frisst nur nichts.
Zwei Tage später waren die Braunalgen intensiv auf den zwei
lebenden Steinen verbreitet und erste Spuren zeigten sich am
Bodengrung, an den anderen Steinen und ganz wenig an einer Scheibe.
Da die Nitrifikationswerte nach wie vor in Ordnung waren (Ammonium und
Nitrit praktisch Null) kamen dann noch 3 dieser blauen Riffbarsche mit
gelbem Schwanz dazu. Diese niedlichen Tiere besetzten jedes einen Stein
als Revier und stürzten sich gierig auf alles was nach Futter
aussah. Der Fischbesatz war somit abgeschlossen, die Anzahl der Tiere
war schon knapp über dem empfohlenen Limit (2 bis 3 kleine Fische
bei 80 Liter > Anmekung ANton 2005: heute ist laut Tierschutzgesetz
in Österreich bei der Pflege von Fischen in Salzwasser mindestens
ein 200-Lieter Aquarium zu verwenden)
Nach insgesamt fast genau 3 Wochen wurden wieder alle Wasserwerte gemessen:
PH: 8,2 ... KH: 12 ... Ammonium 0,3 mg/l (wohl auf die Futterversuche
zurückzuführen) ... Nitrit: Spur ... Nitrat etwa 8mg/Liter
... Phosphat: Spur ... Silikat 0,0 Mg/Liter ! Die Braunalgen hatten
sich auch nicht weiter ausgebreitet, ab jetzt sollte also wieder mit
einem Zurückgehen der Braunalgen zu rechnen sein. Lediglich in 1
Woche hatten die Algen das Silikat aufgebraucht. Ammonium ist jetzt
wieder auf Null und die braunen Algen beginnen sich abzulösen.
Rätsle noch ob ich die irgend wie absaugen soll. oder warten bis
sie im Abschäumer landen. - 22 Tage nach Beginn weiß ich,
daß ich die Algen nicht entfernen mu, der "Schleimi" hat begonnen
sie zu fressen.
25 Tage nach Beginn sind noch zwei lebende Steine dazugekommen, auf
denen sich so 3 Zentimeter große (kleine) braune Anemonen
befinden - die fühlen sich jetzt offensichtlich wohl, weil sie
sich wenige Minuten nach dem Einsetzen schon geöffnet haben und
keine Anzeichen von Unbehagen zeigen.
Etwa 2 Monate nach Einrichtung kam ein Stein mit etwa 10
Scheibenanemonen und ein Stein mit etwa 20 Krustenanemonen und ein
ebensolcher mit einer etwa 12 Zentimeter Durchmessser Lederkoralle.
Diese Tiere fühlen sich seither augenscheinlich recht wohl. Nach 3
Monaten habe ich 10 Prozent Wasser gewechselt - vorher tauchten
grüne schmierige Algen auf - die jetzt nach etwas über 3
Monaten nach Ersteinrichtung schön langsam wieder zu Zerfallen
beginnen. Ein Phosphatwert von über 1 Milligramm pro Liter,
welcher vielleicht auch für die doch recht beständigen
grünlichen Schmieralgen verantwortlich war, konnte ich mit einem
Phosphatentfernungsmittel auf null reduzieren. Seither traten keine
Schmieralgen mehr auf.
Das Wachstum von rötlichen Kalkalgen sowie einiger anderer
Blattalgenarten wird bemerkbar. Nach 5 Monaten wird noch eine
Lederkoralle eingesetzt. Diese zeigt aber auffälliges Unbehagen
und öffnet sich auch nach drei Tagen nicht. Die gemessenen
Wasserwerte ergaben einen PH-Wert von 7,7 (!) bei Karbonathärte
von 10. Das ist an sich sehr ungewöhlich, eine Erklärung
dafür fand ich nicht. Also wurde Kalziumhydroxyd nachdosiert bis
PH 8,3 erreicht wurde - die KH stieg auf 14. Die Koralle ging spontan
auf - aber nach einer Stunde wieder zu und blieb so weitere 2 Tage.
Nachlesen in div. Büchern brachten mich zum Schluß,
daß vielleicht durch die üppig wachsenden Krustenanemonen
und Scheibenanemonen eine lederkorallenfeindliche Wassersituation
aufgetreten sein könnte. Also wurde 2 Tage über Kohle
gefiltert - die Koralle ging bereits nach 2 Stunden auf und so blieb es
auch. Seither wird alle 2 Wochen einen Tag über Kohle gefiltert.
Ab Mai war die hohe Erwärmung des Wassers durch die HQI-Lampe ein
Problem. Unter tags erreichte die Wassertemperatur fast 30 Grad. Da das
Becken mit Deckscheiben betrieben wird, konnte man die starke
Erwärmung der Scheiben deutlichst wahrnehmen. Also wurde seitlich
ein Lüfter montiert, der genau auf die HQI bläst und mit
dieser eingeschaltet wird. Die Erwärmung war damit praktisch
unbedeutend.
Toni
|
|
|