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Einige Beiträge zu Meerwasseraquarien
Filter im Seewasser
Gastbeitrag von Horst Weber
Also betrachten wir erst einmal die Biologie, um die Zusammenhänge zu verdeutlichen.
Im Süßwasser haben die Flüsse und die Seen jeweils
einen Zulauf und einen Ablauf, also kann sich hier die
Bakterientätigkeit darauf beschränken die giftigen
Stoffwechselprodukte sekundär in ein weniger giftiges Produkt
umzuwandeln (Nitrat), dass in der Form für die Wasserbewohner
nicht mehr gefährlich ist und da es sowieso beständig
abgeführt wird, ist es nicht nötig dass im
Süßwasser ein größerer Nitratabbau stattfindet.
Im Meerwasser sieht das aber anders aus, hier besteht nur ein "Zulauf"
und das Wasser muss mit allen Abbaustufen fertig werden. Die
chemisch-biologischen Abläufe sind hier anders als im
Süßwasser. Es findet hier ein weitaus effektiverer
Nitratabbau statt als im "Süßen".
Nitrat ist im Meerwasser bei einer Konzentration von >10 mg/l
für die Bewohner sehr gefährlich (Fische vertragen mehr).
Z.b. Krebsartige können sich nicht mehr "häuten" und Korallen
bekommen Probleme mit dem Sauerstofftransport, vornehmlich die, die
Zooxantellen (Algen) beheimaten, da es in den Tieren wegen
Nährstoffüberschuß zur starken Vermehrung der Algen
kommen kann.
In gewissen Maßen können die Tiere das zwar selber
regulieren (Zooxantellen-Ausstoß), aber auf die Dauer ist das
für die Tiere zu streßig und sterben ab. Das fatale daran
ist, dass das Tier machmal erst Wochen oder Monate später stirbt
und dann meistens falsche Maßnahmen ergriffen werden, da die
Ursache nicht mehr feststellbar ist.
Natürlich gibt es im Meer auch Bereiche mit unterschiedlichen
Konzentrationen von Stoffwechselprodukten z.b. in der Nähe von
Küsten, hier kann man sehr oft einen erhöhten Nitratgehalt
feststellen. Aber auch hier gibt es Korallen die leben und sich
wohlfühlen. Diese Korallen sind aber nicht in der Lage ein Riff zu
erbauen, da sie kein festes Kalkskelett besitzen. Auch gibt es hier
diverse Formen von Algen die hier natürlich gut gedeihen.
Betrachten wir nun das eigentliche Riff.
Riffe sind global nur in Höhe des Äquator angesiedelt und
haben einen kaum meßbaren Anteil an Stoffwechselprodukten, er
liegt hier im 0,00xx Bereich. Die hier angesiedelten Korallen sind
Riffbildend, sie besitzen ein festes Kalkskelett das weiterwächst.
Algen kommen in den Riffen nicht vor, höchstens in den
Randgebieten. In den Randgebieten findet auch der unaufhörliche
Kampf um Siedlungsgrund zwischen den o.g. Sekundärbesiedler und
den riffbildenden Korallen statt.
Einer Erhöhung des Nährstoffhaushaltes im Riff, hätte
unweigerlich zur Folge, dass die riffbildenden Korallen von den
Sekundärbesiedlern und Algen überwachsen werden und dann
absterben.
Nun aber zu unseren Aquarien.
Einen Biofilter in einem Aquariumsystem zu verteufeln, wäre auch
nicht richtig. Es gibt wirklich wunderschöne Aquarien die mit
einem Biofilter betrieben werden und hervorragend laufen. Unsere
holländischen Nachbarn sind "Meister" im Biofilterbau.
Sie lieben nun mal wie auch im Süßwasser,-"grüne
Becken". Auch die bei uns mit Biofiltern betriebenen Becken können
ganz "Toll" aussehen. Nur haben diese Becken eines gemeinsam,
nämlich den Besatz an Sekundärbesiedlern und Algen. Die
wirklich interessanten riffbildenden Korallen können in einem
solchem Becken nicht überleben, da Biofilter Nitratproduzenten
erster Klasse sind. Deswegen galten diese Korallen bis vor wenigen
Jahren noch als unhaltbar und wird auch heute noch oft von einigen
unermüdlichen Biofilter-Fans behauptet. Revolutioniert wurde die
Aquaristik wenn man es richtig betrachtet durch den Massentourismus.
Nämlich nur durch diesen war es möglich, bedingt durch die
höhere Flugfrequentierung;- lebendes Gestein kostengünstig
herbei zuschaffen. Man wußte zwar vorher, daß sich lebendes
Gestein günstig auf die Aquarienbiologie auswirkt, nur waren sie
unbezahlbar. Von der gewaltigen Filterwirkung die diese Steine haben,
besonders im Nitratabbau wußte noch keiner etwas. Man stellte nur
fest, daß wenn man große Mengen des Gesteins und
gleichzeitig eine Biofilter eingesetzt hatte, nach einigen Monaten
Probleme mit diversen Schmieralgen hatte. Heute weiß man, dass
die Bakterien im Filter in Konkurrenz mit den Bakterien in den lebenden
Steinen leben. Genaue Erkenntnisse was da im einzelnen so abläuft
hat man noch nicht, nur scheint festzustehen, dass die Bakterien im
Filter wenn nichts mehr zum "abbauen" da ist, erst mal anfangen alle
möglichen Stoffe zu "reduzieren". Man muss sich also vorher
entscheiden was man will, entweder das Becken mit
Sekundärbesiedlern und Algen, dies kann mit Biofiltern betrieben
werden und man muss Sorge tragen daß genügend
Nährstoffe vorhanden sind. Oder, das bei uns weite verbreitete und
interessantere, nährstoffarme Riffbecken, in dem ich auf keinen
Fall einen Biofilter einsetzen kann.
!!! Nitrat ist tötlich für riffbildende Korallen !!!
Tatsache ist auch, dass ein mit einem Biofilter betriebenes Becken das
Wasser eine höhere Keimzahl aufweist, dass wiederum
"Fischkrankheiten" begünstigt.
So, soweit erstmal
Gruss, Horst
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