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Einige Beiträge zu Meerwasseraquarien
Glasrosen
Die Möglichkeiten der Eindämmung bei Massenvermehrung
So herrlich ein Salzwasseraquarium ist, wenn sich Tiere vermehren und
plötzlich aus dem "Nichts" entstehen, so lästig kann es sein,
wenn sich z.B.: Glasrosen in hoher Zahl einstellen und schön
langsam das Bild des Aquariums beherrschen. Früher oder
später bekommt jeder Salzwasseraquarianer wohl dieses Problem und
dann geht die Suche nach Abhilfe an, denn diese lästigen kleinen
Rosen nesseln recht stark und drängen andere Riffbewohner
zurück.
Der Einsatz von Glasrosenfressenden Fischen ist wohl nur in sehr
großen Becken möglich, weil sonst der "Nachschub" fehlt und
der Fisch nach getaner Arbeit leicht verhungert.
So habe ich mir andere Möglichkeiten angesehen um das Problem
anzugehen. Nachdem auch in meinem Minibecken mit irgend einem lebenden
Stein diese Rosen eingeschleppt wurden und diese sich sehr rasch
vermehrten gab es genug Versuchsobjekte. Man sollte recht früh mit
der Bekämpfung beginnen, da sich die Rosen wenn sie
größer werden sehr rasch vermehren und wenn sie kleiner sind
leichter vernichtet werden können.
1.) Abschaben:
in der Literatur nicht empfohlen, da auch aus geringsten Resten wieder
ganze Tiere wachsen. Tatsächlich ist es aber eine gute
Möglichkeit Glasrosen die sich auf einer Glasscheibe des Aquariums
festgesetzt haben wirkungsvoll zu entfernen. Dazu dreht man eventuelle
Filter und Umlaufpumpen sowie Abschäumer ab (ruhiges Wasser) und
richtet sich einen feinmaschigen Kescher (Futternetz) und so einen mit
Rasierklinge ausgestatteten Scheibenreiniger her. Jetzt geht man mit
dem feinmaschigen Netz unter die Glarose und schabt mit einem festen
Zug die Glasrose vom Untergrund in das Netz. Sitzt sie auf Rotalgen,
dann ist die Lösung hundertprozentig - es bleibt keinerlei Rest.
2.) Chemisch:
Meist machen es uns die Glasrosen nicht so einfach, daß sie alle
feinsäuberlich auf den Glasscheiben sitzen - sie besiedeln oft
Steine und Winkel und ziehen sich blitzartig zurück wenn eine
Störung auftritt. Wie fast alle Blumentiere brauchen sie aber
Licht - so findet man sie eigentlich leicht.
In der Literatur kann man nun lesen, dass man den Glasrosen mit einer
Injektionsnadel einen Tropfen einer für diese bedrohlichen
Flüssigkeit einspritzen soll um sie so zu vernichten.
Injektionsnadeln mit Metallspitze schlugen bei meinen Versuchen fehl,
da es fast unmöglich ist, die Glasrose zu erwischen bevor sie sich
zusammenzieht und andererseits die Metallteile in der Spritze sehr
rasch durch die aggresiven Flüssigkeiten zerstört werden.
Besser gelangen die Versuche mit Injektionsnadeln aus Kunsstoff
(Apotheke), die werden bei den Aktionen nicht zerstört, dem Stich
mit der Nadel entgehen aber auch so praktisch alle Glasrosen.
Nachfolgend eine Übersicht der Methoden und deren Wirksamkeit:
Bei allen Methoden dreht man wie oben beschrieben alle das Wasser
bewegenden Anlagen ab und aktiviert erst wieder nach der
Bekämpfung.
Methode mit Wasserstoffsuperoxyd H2O2:
Dazu verwendet man etwa 6 prozentiges Wasserstoffsuperoxid welches man
sich in der Apotheke herstellen lassen kann oder aus dem
käuflichen 30-prozentigen (Achtung ätzend) selber mit
destilliertem Wasser verdünnt. Man füllt in die
Injektionsnadel etwa 3 bis 4 Tropfen (man probiert vorher aus, wiviel
man aufziehen soll) und geht dann langsam an den Standort der Glasrose
und spritzt das Wasserstoffsuperoxyd möglichst genau auf die
Glasrose und in das Versteck, wenn sie sich zurückzieht.
Ergebnis: praktisch Null - die Glasrosen fühlen sich von der in Publikationen beschriebenen Methode kaum belästigt.
Maximale Anwendung pro Woche: 10 Millilter oder 200 Tropfen 6 - prozentiges Wasserstoffsuperoxyd.
Methode mit Calziumhydroxyd:
Man verwendet sogenanntes Kalkwasser, welches auch zur Erhöhung
des Calziumgehaltes im Salzwasser oft angewandt wird und einen PH-Wert
über 12 hat. Die Methode ist wieder die wie bei H2O2 beschrieben.
Ergebnis: praktisch Null. Ich konnte keine der widerstandsfähigen Rosen damit ernsthaft gefährden.
Maximale Anwendung: unbedenklich, da die Mengen sehr gering sind
Methode mit Salzsäure:
Man verwendet dazu etwa 15-prozentige Salzsäure, die man aus
technischer Salzsäure (etwa 30 Prozent) durch Verdünnung 1 zu
1 gewinnt (Achtung Salzsäure ist ätzend !). Die Methode ist
dieselbe wie bei H2O2 beschrieben.
Ergebnis: erstmals waren die Glasrosen deutlich geschädigt, eine
Vernichtung gelang etwa zu 20 Prozent (jede Fünfte erschien nicht
mehr nach einem Tag).
Mximale Anwendung pro Monat: 26 Tropfen Salzsäure mit 15 Prozent
senken in 100 Liter Salzwasser (Karbonathärte etwa 9) den pH-Wert
von 8,35 auf 7,9. Man verwendet daher maximal die Häfte, das sind
also 13 Tropfen auf 100 Liter. Nachteilig ist die geringe Erfolgsquote
und die ungewollte Absenkung des pH-Wertes.
Methode mit Natronlauge:
Man verwendet etwa 20-Prozentige Natronlauge, die man durch 1 zu 1
Verdünnung der technischen Natronlauge (40-prozentig) mit
destilliertem Wasser herstellt (Achtung Natronlauge ist ätzend).
Die Methode ist wieder die wie bei H2O2 beschrieben. Etwa 3 Tropfen
werden auf die Rose und in das Versteck gespritzt, wo sie sich
zurückzieht. Es bildet sich durch den PH-Wert der Lauge (fast 14)
sofort weißliches Magnesiumhydroxyd in und um das Versteck der
Rose, welches recht beständig (keine Wasserbewegung) dort bleibt
und nachhaltig auf die lästige Glasrose "einwirkt". Man kann diese
weiße Schicht ruhig bis zu einer Viertelstunde belassen und dann
durch Einschalten der Umwälzung im Becken verteilen.
Ergebnis: diese Methode erwies sich als die Wirksamste. Schon das
Aufspritzen der Lauge zersetzt die Rose sichtbar und die lange
Einwirkung tut den Rest. etwa 50 bis 75 Prozent Erfolgsquote sind zu
erreichen wobei besonders bei kleinen Rosen, die nach oben aus einem
kleinen Loch schauen (Lauge fließt nicht weg) eine fast
hundertprozentige Erfolgsquote erreichbar ist.
Maximale Anwendung pro Monat: 64 Tropfen einer 20-prozentigen
Natronlauge erhöhen in Salzwasser den PH-Wert von 8,35 auf 8,85.
Man nimmt nur die Hälfte also etwa 30 Tropfen pro 100 Liter. Der
PH-Wert wird also geringfügig erhöht, was im Salzwasser
sowieso meist gewollt ist (Tendenz des PH-Werte zu sinken).
Bei allen Methoden sollte man nicht mehr als 5 Rosen pro 100 Liter auf
einmal vernichten, da das Wasser natürlich durch die Reste der
Rosen belastet wird und durch Abschäumung etc. erst wieder einige
Tage aufbereitet wird. Bei den Methoden mit Salzsäure und
Natronlauge bleiben auf den Steinen helle Flecken (ohne Kalkrotalgen)
zurück, die erst durch Nachwachsen der Kalkalgen wieder
verschwinden.
Beim Umgang mit den konzentrierten Lösungen entsprechende Vorsicht walten lassen (Angaben des Verkäufers beachten).
Viel Erfolg, Anton Gabriel
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