Echo - Infos und Tipps von Besuchern meiner Homepage
Denitrifizierung (98)
Guten Tag Toni!
Zu allererst einmal ein großes Lob für deine hervorragende Seite!!!
Als wiederholter "Jungaquarianer" (38!) - nach ein paar Jahren Aquarium
in spartanischer DDR-Zeit mit entsprechendem Misserfolg zum Schluss -
war Deine Seite eine wichtige Informationsquelle, um mich mit einiger
Sicherheit auf einen zweiten Versuch einzulassen. Und natürlich
weckte Dein Hang zum Eigenbau und Selbermachen beim ersten Besuch
Deiner Seite spontan Sympatie! Mein Name ist Mario Konietzko, und ich
wohne in Finsterwalde in der Niederlausitz in Brandenburg im Osten
Deutschlands (das war von innen nach außen "geschachtelt" ;-)).
Jetzt aber zum Thema: Du rätst ja im Grunde von der
Nitratentfernung durch Denitrifizierung ab, was ich im Prinzip auch
verstehen kann. Trotzdem hat mich diese Idee schon lange fasziniert,
und ich habe sie von Anfang an in meine Planungen aufgenommen. Und
davon möchte ich Dir erzählen:
Das Ergebnis vorweg: Es funktioniert perfekt! Und das Ganze ist
einfach, preiswert und wartungsarm! Ich will es nicht probagieren, es
soll nur so zur Information sein, vielleicht auch nur, um mal mit
jemandem darüber zu reden, denn das Thema scheint nicht allzu
bekannt zu sein, jedenfalls bei uns hier ;-). Der einzige Nachteil ist,
dass es wahrscheinlich nicht so einfach im Nachhinein zu erreichen ist,
denn einige Maßnahmen sind vor der Erstbefüllung des
Aquariums zu erledigen ("doppelter Boden").
Mein Aquarium: ca. 230 l, silikongeklebt (selber)
wichtig: "doppelter Boden" (durchlöcherte Hohlkammeracrylplatte oder so ähnlich aus dem Baumarkt)
Filter: - Eigenbau-"Schnell"-Filter aus Acrylglas geklebt, ca. 1,6 l,
Kreiselpumpe mit ca. 100 l/h (aus dem CONRAD-Katalog)
Eigenbau-Langsam-Filter aus Acrylglas geklebt, ca. 13 l, als Abzweig
betrieben mit ca. 3 l/h, Abfluss in den "doppelter Boden" das Ganze als
10 cm breite "Scheibe" links innerhalb des Aquariums abgetrennt
Boden: Aquariensand, 1-2 mm Körnung, ca. 7 cm
Licht: 2 Leuchtstoffröhren, Farbencode 930, versetzt ein- und ausgeschaltet, 12 h
Fische: 29 Neons, 3 Gefleckte Panzerwelse, 3 Siam. Rüsselbarben, 2
Kakadu-Zwergbutbarsche, 4 Spritzsalmler, 2 Zwergfadenfische
Pflanzen: reichlich und dicht
CO2: Flasche mit Nachtabschaltung (Zajac)
Wasserwerte des Leitungswassers:
pH: 7 Gesamthärte: 13 Karbonathärte: 8
alle N-Verbindungen: 0 Fe: 0
Das Ganze wurde so vor ca. 2 Monaten in Betrieb genommen (die Fische waren nicht alle auf einmal drin!).
Der CO2-Wert wird seitdem so um die 60 mg/l gehalten. Anfangs war der
O2-Wert durch die gut wachsenden reichlichen Pflanzen überall sehr
hoch. Der Nitratwert stieg kontinuierlich. Entsprechender
Wasserwechsel.
Dann war "plötzlich" der Nitrattest verdorben, eine Weile
Im-Dunkeln-Tappen. Vor etwa einem Monat Gewissheit: Nitrat < 1 mg/l
(JBL-Test). Seit 6 Wochen kein Teilwasserwechsel mehr, und die ganze
Zeit ist kein Nitrat nachweisbar. Parallel dazu aber auch
regelmäßige Blasen (recht große) aus dem Bodengrund.
Anfänglicher Verdacht auf Schwefelwasserstoff sofort verworfen
(sind geruchlos). Es muß also Stickstoff oder/und dessen Oxide
sein. Gleichfalls hat sich der O2-Wert auf 5-8 mg/l eingestellt, am
Auslauf des Langsamfilters ist er <3 mg/l, die eigentliche
Denitrifizierung geschieht also im Bodengrund. Dabei gab es zu keiner
Zeit messbare Nitrit- oder Ammoniumwerte (Anmerkung: anfangs wurde
einmalig ein Bakterienstarter verwendet und eine Woche ohne Fische
gefüttert). Allen (Fischen und Pflanzen) geht es offensichtlich
sehr gut (Buntbarsche und Fadenfische haben schon gelaicht,
Spritzsalmler laichen andauernd, es muss ständig gejätet
werden).
Mir ist schon klar, dass ich auch mal einen Teilwasserwechsel machen
muss, aber ich würde es doch schon mal auf 2 Monate bringen
wollen. Chlorid kann ich zwar nicht messen (habe keinen Test), aber es
sind keine Anzeichen von zu viel davon an den Pflanzen sichtbar. Aus
meiner benötigten Futtermenge habe ich mal eine Abschätzung
des nach einer Woche zu erwartenden Nitratwertes vorgenommen und komme
auf 7-10 mg/l. Das ist ja doch recht deutlich, und der Nitrattest ist
ganz neu, und er zeigt ja wohl auch eher mehr als zu wenig an, wenn er
am Verderben sein sollte.
Zu bemerken ist noch, dass offensichtlich eine genügende Menge
organischer Stoffe als Nahrung für die denitrifizierenden
Bakterien im Aquarienwasser vorhanden ist, da ich keine extra
Fütterung vornehme, wie das z.B. beim käüflichen
SERA-Denitrator nötig ist. Vielleicht liegt das an der recht
mäßigen Leistung meines nitrifizierenden "Schnell"-Filters.
Dafür spricht vielleicht auch eine sich regelmäßig in
Filtereinlaufnähe bildende Kahmhaut, die unter dem Mikroskop sehr
belebt ist und eine recht stabile Konsistenz hat (man kann sie wie eine
Milchhaut in einem Stück abheben). Obwohl man es ja so geplant
hat, ist man dann doch erstaunt, wenn es ohne weiteres Zutun
funktioniert, wie die Theorie es vorhersagt! Der Nutzeffekt ist
natürlich Ansichtssache. Es ist wohl eher etwas Ehrgeiz im Spiel,
eine nicht ganz alltägliche Technologie zum Funktionieren zu
bringen.
So, vielleicht fandest Du es ein wenig interessant. Ich wünsche
Dir jedenfalls weiterhin so viel Freude bei unserem schönen Hobby
wie ich sie habe.
Viele Grüße von
Mario.